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Belegschaft mitfeiern. Nun haben wir im oberen Kader den Wunsch, den Geladenen etwas
Besonderes zu bieten. Sie sind doch in einem Blasmusikverein, Reist? Könnten Sie nicht einige
Kollegen in der Firma dazu bewegen, eine kleine Adhockgruppe zu bilden, die dann die ganze
Veranstaltung mit einigen lüpfigen und besinnlichen Stücken umrahmen könnte? Also, ich verlasse
mich da ganz auf Sie. Ehrlich gesagt, ich habe meinen Kaderkollegen sogar versprochen, dass ich
die Sache managen werde. Ich kann doch mit Ihnen rechnen?"
Da hatte Friedel den Salat. Vor einer Woche erst hatte der Chef ihn ungerechtfertigt
zusammengestaucht. Und nun nahm er ganz unverfroren an, Friedel würde sein den Kollegen
voreilig gegebenes Versprechen in die Tat umsetzen. Eine stille Wut stieg in ihm hoch. Am
liebsten hätte er ihm ins Gesicht geschrien, er solle nun doch einen anderen Dummen suchen, der
ihm aus der Patsche helfe. Oder, er solle doch gefälligst selber ins Horn blasen, wie er das ja das
ganze Jahr über mit seinen Mitarbeitern tue. Aber er beherrschte sich. War es schliesslich nicht fast
eine Ehre, dass er in dieser Situation zuerst an ihn gedacht hatte? Nur hätte er ihn ja eigentlich
vorher fragen können. Nicht einfach so vor vollendete Tatsachen stellen. Zudem wusste Friedel
genau, Baumer würde ihm eine Absage niemals verzeihen, sondern es ihn an der bald zu
erwartenden Qualifikationsrunde entgelten lassen. Schliesslich war er es ja, der ihm für die
nächsten Jahre seinen Lohn bestimmte.
"Nun ja", sagte Friedel ruhig, "aber wir können doch wenigstens während der Arbeitszeit einige
Proben abhalten? Schliesslich haben wir ja noch nie zusammen gespielt."
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