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Weil keine Hilfe von seinem Meisterkollegen zu erwarten war, versuchte Friedel nochmals,
Baumer die Sachlage zu erklären. Aber dieser unterbrach ihn und wischte seine angefangenen
Argumente mit einer zornigen Armbewegung beiseite, knurrte etwas, was wie "Qualifikation ende
Jahr" tönte und verschwand hochroten Kopfes aus der Verpackerei. Friedel dankte Fudler für seine
"Unterstützung" und ging ebenfalls.
Eine Woche später bat Baumer Friedel zu sich ins Büro. Seine Stimme klang ganz anders als sonst,
fast süss. Friedel fragte sich, was da wohl auf ihn zukomme, als er sich zu ihm aufmachte. In
Gedanken versunken betrat er sein Büro. Baumer bat Friedel, Platz zu nehmen. Einen Moment
ging Friedel der Gedanke durch den Kopf, der Chef habe seinen Fehler von letzter Woche
eingesehen und wolle sich entschuldigen.
"Herr Reist", begann der Chef, "Sie werden den Anschlag ja gelesen haben? Ich meine den, wegen
dem Jubiläum."
Natürlich hatte Friedel den gelesen. Aber er stellte sich dumm und liess den Chef weiterreden.
"Also, wie Sie ja wissen, feiern wir in zwei Wochen unser 75-jähriges Jubiläum. Und weil unser
Herr Direktor zufällig zur selben Zeit seinen Sechzigsten feiert, möchte er dies mit dem
Firmenjubiläum verbinden. Es werden ausser der ganzen Direktorsfamlie, dem Verwaltungsrat
inklusive deren Angehörigen, Behördemitgliedern und weiteren Ehrengästen, die ganze
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