Zur Autorenübersicht | Neuere Autoren | Impressum




          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


46


Alles war minutiös geplant gewesen, hatte wie am Schnürchen geklappt. Dass wohl an die hundert

Menschen ihr Leben lassen mussten, war nicht zu umgehen. Sie bedauerten es. Aber auf der

anderen, besser gesagt unteren Seite aber waren ein paar Millionen, die sonst unweigerlich im

Laufe der nächsten Wochen aufgespürt und eliminiert worden wären. Und mit ihnen der Rest der

menschlichen Menschheit, der sich vor der Despotie des "Grossen Leitners" und seiner

unmenschlichen Schergen hatte in den Untergrund retten können.

Alles war genauestens geplant und berechnet gewesen, ja. Nur das eine nicht, nämlich, dass die

Energiezentrale auch das U-Bahnsystem gespiesen hatte. Nun standen die Züge alle irgendwo

zwischen zwei Stationen, oder, wenn sie gerade Glück gehabt hatten, in den Perrons. Die Gruppe

konnte also nicht auf dem gleichen Weg zurückkehren, wie sie gekommen war. Was nun?


Die vom Alarm aufgebotene Kolonne der "Spezialeinheit für Ruhe und Ordnung" war mit ihren

Camions rund um das abgesperrte Gelände aufgefahren. Ratlos standen die Männer herum. Ein

Einsatz war nutzlos und überflüssig, denn es gab nichts mehr zu retten.

Fedor musste es wagen. Er ging auf einen der als Chauffeure Gradierten zu, zeigte ihm seinen

Berechtigungsausweis und herrschte ihn an, seine Gruppe in die Stadt zu fahren, denn er habe eben

den Befehl zum Rückzug bekommen. Etwas unschlüssig stand der Fahrer da. Aber die Gruppe

hatte sich bereits um ihn geschart und bedeutete ihm mit unmissverständlichen Gesten, dass er sich

beeilen solle. So blieb ihm wohl keine andere Wahl, denn unbedingter Gehorsam war ihm und

Seinesgleichen von Jugend an eingebläut worden.

          Georg von Signau: Noch weit bis Eden