30
der routinemässigen Stichkontrollen, würde ihn wohl der Eliminator erwarten, wie es vor einem
Jahr seinem besten Freund geschehen war.
Inzwischen hatte die Sonne ihre Wärme verloren. In ein, zwei Stunden würde sie hinter den
riesigen Wolkenkratzern verschwinden und die Gesetze der Nacht begannen in Kraft zu treten.
Wenn er dann noch nicht in der schützenden Garnisonsstube war, dann würde man ihn erschiessen,
ohne lang zu fackeln und ihn nach seinen Gründen zu fragen, wer er sei und warum er sich zu der
verbotenen Zeit noch draussen herumtreibe. Aber die Neugierde hatte ihn gepackt. Ein paar
Minuten würde er noch riskieren. Er fuhr hastig fort, die Steine zu beklopfen. Schon wollte er
resigniert aufgeben, als ihm schien, der eine Stein sei doch tatsächlich nicht so hart wie seine eben
beklopften Nachbarn. Und hatte er sich denn nicht um einen Bruchteil von einem Millimeter
bewegt? Nochmals klopfte Fedor an den Stein. Kein Zweifel, er fühlte sich an wie aus der gleichen
Papiermasse, die Fedor und seine Schulkameraden in den Bastelstunden verwendet hatten, um
Masken zu formen. Hastig bückte er sich, um einen kantigen Kiesel aufzunehmen. Mit diesem
kratzte er vorsichtig am Stein. Ein grauweisses Pulver rieselte leise zu Boden. Fedor suchte in
seinen Taschen nach dem Messerchen, das er sich im Basar unter den Nagel gerissen hatte, als sie
letzte Woche auf der "Erziehungstour" die Läden der hundertvierzigsten Strasse gefilzt hatten.
Zwar war es bei Todesstrafe verboten, in den Läden Messer zu verkaufen, aber was unter
Klingenlänge fünf Zentimeter lag, galt als Souvenir und unterstand nicht dem Subversivenartikel
des Gesetzes.
|
|