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sich diese Liaison kalt gelaufen. Weitere kleinere Experimente in dieser Sache seien immer auf
dieselbe Art zu ende gegangen.
Dafür sei wohl die gescheiterte Ehe ihrer Eltern verantwortlich, meinte Elena. Sie sei als Kind
ewig zwischen den beiden Elternteilen hin und her gerissen worden. Und da jedes auf das andere
eifersüchtig gewesen sei, habe sich das Leben des armen Kindes langsam in eine Hölle verwandelt.
Naja, da wäre allerdings noch ein Mann gewesen in ihrem Leben, erzählte sie zögernd nach einer
kleinen Pause, dass Friedel gleich merkte, dass sie es nur ungern tat, aber ihm gegenüber ehrlich
sein wollte. Dieser Mann sei ihr Chef gewesen. Sehr aufmerksam, sehr lieb, sehr grosszügig. Aber
leider verheiratet. Immer wieder habe er erzählt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Aber
zuletzt habe sie ihm nicht mehr geglaubt und die Stelle und damit auch ihre Liebe zu ihm
gekündigt. Seither schreibe er ihr oft und versuche auch, sie anzurufen. Aber sie hänge jeweils nur
auf und die Briefe lese sie zwar, beantworte sie jedoch nicht. Denn sie lasse nicht mehr mit sich
spielen, habe genug Zeit ihres Lebens mit diesem Manne vertrödelt.
Friedel konnte Elena gut verstehen. Denn er hatte ja schliesslich auch nicht viel Glück gehabt in
seinem bisherigen Leben. Und auch nicht das Glück, in einer intakten Familie aufwachsen zu
dürfen.
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