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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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sich diese Liaison kalt gelaufen. Weitere kleinere Experimente in dieser Sache seien immer auf

dieselbe Art zu ende gegangen.


Dafür sei wohl die gescheiterte Ehe ihrer Eltern verantwortlich, meinte Elena. Sie sei als Kind

ewig zwischen den beiden Elternteilen hin und her gerissen worden. Und da jedes auf das andere

eifersüchtig gewesen sei, habe sich das Leben des armen Kindes langsam in eine Hölle verwandelt.


Naja, da wäre allerdings noch ein Mann gewesen in ihrem Leben, erzählte sie zögernd nach einer

kleinen Pause, dass Friedel gleich merkte, dass sie es nur ungern tat, aber ihm gegenüber ehrlich

sein wollte. Dieser Mann sei ihr Chef gewesen. Sehr aufmerksam, sehr lieb, sehr grosszügig. Aber

leider verheiratet. Immer wieder habe er erzählt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Aber

zuletzt habe sie ihm nicht mehr geglaubt und die Stelle und damit auch ihre Liebe zu ihm

gekündigt. Seither schreibe er ihr oft und versuche auch, sie anzurufen. Aber sie hänge jeweils nur

auf und die Briefe lese sie zwar, beantworte sie jedoch nicht. Denn sie lasse nicht mehr mit sich

spielen, habe genug Zeit ihres Lebens mit diesem Manne vertrödelt.


Friedel konnte Elena gut verstehen. Denn er hatte ja schliesslich auch nicht viel Glück gehabt in

seinem bisherigen Leben. Und auch nicht das Glück, in einer intakten Familie aufwachsen zu

dürfen.

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