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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Auf dem nahegelegenen Hügel setzten sich die beiden hin und Friedel packte seine Vorräte aus.

Elena zierte sich zwar ein wenig, denn sie habe, so sagte sie wenigstens, die Absicht gehabt, ihr

Mittagessen im Bergrestaurant einzunehmen. Friedel aber meinte, sie werde ihn wohl nicht alleine

essen und dann das Übriggebliebene ins Tal tragen lassen. Das könne sie ihm ja wohl schlecht

antun, erwiderte Elena lachend und biss herzhaft in einen gereichten Apfel.


Nachdem sie sich mit Speis und Trank gesättigt hatten, legten sie sich auf die Wolldecke, die zu

Friedels Standardausrüstung gehörte, wenn er auf Wanderung ging. Die beiden Hunde, die ihr Teil

der Mahlzeit abbekommen hatten und gemeinsam das von Friedel mitgenommene Wasser aus

Dinos Wanderteller schlürften, legten sich eng aneinander geschmiegt neben sie. Lange lagen sie

so da. Nur das gelegentliche tiefe Schnaufen eines Hundes und in der Ferne die Glocken einer

Rinderherde waren zu hören.


Friedel und Elena aber träumten vor sich hin. Ein angenehmer Kerl, dachte sei. Eine kluge, schöne

Frau, dachte Friedel. Ob sie wohl auf die Dauer zueinander passen würden? Ach was; sie hatte

doch gesagt, sie lasse sich nicht so leicht einbinden. Aber versuchen könnte man es doch, dachte er

weiter. Und sie dachte: Der meint vielleicht nach meiner Schilderung über die Erfahrungen mit

Männern, ich sei eine verdrehte Ziege. Dabei gefällt mir dieser Friedel immer besser. Und wie der

mit seinem und meinem Hund umgeht! Man sagt doch, wer mit Tieren gut sei, der könne kein

schlechter Mensch sein. Wenn er doch nur den Anfang machen würde! Ich bin doch eine Frau.

Und uns hat man doch noch beigebracht, der Mann habe um die Frau zu werben! Ja, die heutige

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