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seinem Hosenbund herum. Sein Harnstrahl traf die untersten Steine des Brückenbogens. Da war
ihm, einer dieser Steine bewege sich leicht und gebe ein kratzendes Geräusch von sich. Fedor
grinste. Sollte er sich tatsächlich einbilden, er könne auf diese Distanz mit seinem Strahl die
Brücke in Bewegung setzen? Er schüttelte den letzten Tropfen ab, packte ein und begab sich zu
seinen Kameraden. Sie beendeten ihre Wachrunde ohne dass es zu einem Feindkontakt gekommen
wäre. Man konnte sich getrost in die Wachtstube zum Schlafen begeben. Der Anführer der Gruppe
schrieb seinen Negativbericht ins Journal. Die nächste Gruppe rückte aus.
Fedor träumte. Er stand immer noch unter der Brücke und sein Wasserstrahl strömte und strömte.
Der Gruppenführer war längst ungeduldig geworden und rief ein paar zornige Worte. Die Kollegen
machten Witze. Fedor sah, wie der unterste Stein des Brückenpfeilers sich langsam auflöste. Eine
dunkle Öffnung wurde sichtbar. Fedor erwachte. Es kam selten vor, dass er sich nach dem
Erwachen an einen Traum erinnerte. Diesmal aber war ihm, er hätte gar nicht geträumt, sondern
das Geträumte tatsächlich erlebt. Verwirrt analysierte er diesen merkwürdigen Umstand. Er kam zu
keinem vernünftigen Resultat. Dann schlief er wieder ein.
Als er gegen Mittag erwachte, kam ihm als erstes wieder sein Traum in Erinnerung. Es drängte ihn,
den Kameraden davon zu erzählen. Aber er wusste, dass sie ihn sowieso seiner Fantasien wegen
immer hänselten und unterliess es. Heute war die Grosse Wachtablösung. Er hatte drei Tage frei
und konnte sich im Stadtgebiet bewegen. Der Traum liess ihn nicht los. Insgeheim beschloss er,
sich die Stelle unter der Brücke heute anzusehen. Den Kollegen aber durfte er nichts davon
erzählen, denn es war verboten, sich als Angehöriger des Ordnungsdienstes ausserhalb des genau
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