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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Der Hund gibt nur noch einen dumpfen Laut von sich, dann hängt er schlaff an der Gurgel seines

Meisters, diese aber nicht mehr loslassend.


Ich habe das Ganze wie in Zeitlupe miterlebt. Starr halte ich noch den Mann in meinen Armen, als

er langsam schwerer wird und zu Boden sinkt. Auch als er ganz auf der Wiese liegt, hat der Hund

noch seine Gurgel zwischen den Kiefern. Das Blut des Hundes mischt sich mit demjenigen seines

Herrn. Der Mann schaut mit starren Augen und weit aufgerissenem Mund gen Himmel.

"Gebrochene Augen," fährt es mir durch den Kopf. "So sieht das also aus".


Ich schaue mich nach meinem Dino um. Dieser hat sich inzwischen aufgerappelt und versucht sich

den Hals zu lecken, was ihm natürlich nicht gelingt. Ich nehme ihn auf die Arme und trage ihn ins

Wasser, wo ich ihm vorsichtig den Geifer der Dogge vom Körper wasche. Er zittert am ganzen

Leib. Aber gottlob, er blutet nicht und scheint auch sonst keinen Schaden davongetragen zu haben.


Ich gehe wieder nach oben. Unschlüssig, keines klaren Gedankens fähig, stehe ich vor den beiden

Leichen. "Polizei," sage ich halblaut zu mir selber. Mit diesem gemurmelten Wort aber beginnt

mein Gehirn wieder zu funktionieren. Das würde mir ja kein Mensch glauben, überlege ich mir.

Zumindest einige Tage in U-Haft würden mir blühen. Und es würde gemunkelt werden, wenn ich

meine Unschuld auch noch so beweisen könnte.


Ich trete einen Schritt vor, meinen Hund immer noch auf den Armen. Ich sehe mich in der

Umgebung um. Kein Mensch weit und breit. Dann sehe ich mir den Ort des Kampfes an. Ausser

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