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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Nun aber handle ich instinktiv. Leise ziehe ich mich an das Wasser zurück und schleiche geduckt

in Richtung des Mannes im Gebüsch. Gut, dass der Bach heute viel Wasser führt und

dementsprechend ziemlich laut rauscht. Trotzdem gebe ich mir die grösste Mühe, ja kein

Zweiglein zu brechen, um den Mann nicht durch dessen Knacken zu warnen.


Endlich stehe ich geduckt hinter dem Hundefänger. Eben hat dieser seine Spritze aus einer

Ampulle gefüllt. Fachmännisch hält er die Nadel nach oben und lässt die Luft entweichen. Er will

eben einen Schritt nach vorne tun, als ich mich von hinten auf ihn werfe. Mit meiner Rechten

schlage ich ihm die Spritze aus der Hand, dass sie am Boden in tausend Glassplitter zerfällt. Mit

der Linken halte ich seine andere Hand, in welcher er die Pistole hält. Dann fahre ich ihm mit

meiner Rechten um den Kopf herum in die Augen. "Lass die Waffe fallen, oder ich drücke dir

beide Augen aus deinem verdammten Schädel," schreie ich ihm ins Ohr.


Nur einen Moment ist der Hundefänger wie gelähmt. Dann ruft er nach seinem Hund: "Fass,

Hasso, fass!" Die Dogge stutzt einen Moment, dann lässt sie meinen Dino fallen und hetzt in

wenigen Sprüngen auf uns zu. Mit einem Riesensatz will sie mir an die Gurgel fahren. Aber

geistesgegenwärtig reisse ich den Mann als Schutz vor mein Gesicht. Statt meine Gurgel ist es nun

die seine, in die das Riesenbiest seine furchtbaren Reisszähne schlägt. In diesem Moment gelingt

es dem Mann, seine linke Hand los zu reissen. Und fast im selben Augenblick, da der Hund

zubeisst, drückt sein Meister ab. Der Schuss fährt der Dogge von unten in den Hals, durchschlägt

den ganzen Kopf und tritt an der Stirn wieder aus, ein grosses Stück der Schädeldecke mitreissend.

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