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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Kapitalen. Der beste Platz für diese Aktion war ein Zementrohr, das als Überbleibsel der

Kanalisation senkrecht einige Meter vor dem Aarerand stehen geblieben war, bevor die Kläranlage

gebaut wurde. Dieses Zementrohr war einen Meter im Durchmesser, hatte innen Steigeisen und

sein Rand war etwa anderthalb Meter über dem Wasserspiegel, wenn die Aare Normalwasser

führte. An diesem Tag allerdings schaute sie nur noch einen Meter aus dem Wasser, denn die

letzten Tage hatte es ergiebig geregnet. Auch an diesem Tag regnete es hin und wieder. Darum,

und auch weil es zu dieser Jahreszeit schon recht kühl war, hatte ich die Hüftstiefel, den

Allwetterhut und den Motorradmantel angezogen.


Da stand ich also breitbeinig auf dem Zementrohr. Früher hatte da wohl noch ein Deckel drauf

gelegen. Irgendein Schelm hatte diesen aber wohl in die Aare geschmissen. Anfänglich stand ich

ganz bequem. Mit der Zeit aber machten sich die scharfen Kanten der Röhre unliebsam bemerkbar.

Ich begann, das Gewicht von einem Fuss zum anderen zu verlegen. Immer öfter. Schliesslich

wurde es mir zu dumm, mich so zu quälen, denn ich hatte innert einer Stunde noch keinen einzigen

zaghaften Biss gespürt. Als ich meinen Posten verlassen wollte, machte ich einen Fehltritt. Mit

einem Fuss fiel ich in die Röhre, der andere blieb oben hängen. Die Rute legte sich quer über die

Röhre. Und da mein ganzes Gewicht auf sie fiel, zeigte sie plötzlich mit beiden Enden gen

Himmel. Mitten entzwei war sie gebrochen.


Wütend rappelte ich mich hoch und begann nun von einem Felsbrocken zum anderen zu springen.

Das hätte ich besser unterlassen, denn meine Tasche begann im selben Rhythmus nach vorn und

hinten zu schwingen. Als ich dann noch einen Felsen mit glitschigem Moos erwischte, stürzte ich

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