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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Dann nahm ich den Feumer aus dem Futteral und breitete ihn aus. Langsam hob ich die

Rutenspitze und versuchte, den Feumer unter den Fisch zu bringen. Dabei konnte ich nur ahnen,

wo genau er war, denn es war schon recht dunkel geworden. Kaum aber berührte ich den Fisch, als

er schon wieder mit alter Kraft davonzog, die Rutenspitze mitreissend. Ich konnte gerade noch

verhindern, dass die ganze Rute mitging. Wieder begann das vorsichtige Einziehen der Schnur.

Aber meiner Schwarzen schien das Spiel verleidet zu sein. Mit einem ächzenden Laut knickte sie

bei der hintersten Hülse.


Verzweifelt stand ich da. In der rechten Hand hielt ich die Rolle mit dem Handstück. Mit der

linken versuchte ich, den Fisch einzuziehen. Nochmals brachte ich ihn bis vor meine Füsse. Dann

aber riss die Schnur. Der Fisch schlug noch einmal mit dem Schwanz, triumphierend, wie mir

schien. Das Wasser klatschte mir ins Gesicht. Ohnmächtig vor Wut schmiss ich die Rute zu Boden.


Als ich mich wieder in der Gewalt hatte, nahm ich meine Utensilien und schlich mich mit

hängenden Ohren nach Hause.


Am anderen Tag besah ich mir den Schaden. Gottlob, der Bruch war genau bei einer

Verbindungshülse. Ich schabte das Ende aus dieser und verleimte das im übrigen ganz gebliebene

Stück wieder. Dann machte ich mich wieder auf zu der gleichen Stelle, wo mir am Abend zuvor

das Malör passiert war. Hier hatte ich schon jahrelang gefischt. Hatte auch ab und zu einen

normalen Fang gemacht. Das Biest von gestern würde wohl nicht nochmals zuschlagen, dachte ich.

Aber es schlug wieder zu, und wie! Ich verdammte mich, dass ich nicht die Hechtrute

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