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füllten sie ihm den Becher und liessen ihn hochleben, dass er vor Saufen kaum mehr zum
Verschnaufen kam. Volltrunken griff er sich die Köchin und wollte sie vor aller Augen auf
dem Tisch nehmen. Aber mitten im ,,Spiel" sackte er plötzlich zusammen und griff sich ans
Herz. Wie erstarrt standen alle um ihn herum. Schliesslich war es Jufli, der das Kommando
gab: ,,Hebt ihn auf und bringt ihn in seine Kammer." Die Knechte taten wie Jufli
kommandiert hatte. Sie schleppten ihn mehr als sie ihn trugen die engen Treppen hoch in
die Schlafkammer. Alle am Fest Beteiligten folgten im Gänsemarsch die Treppen hoch.
Jufli aber entfernte sich stillschweigend. Sämtliche Erwachsenen umstanden Kunos Bett
und warteten auf etwas, was wie ein Geheimnis im Raume schwebte. Dann kam Jufli
wieder. Er befahl den Kindern, sich im Schlosshof die Zeit zu vertreiben, denn sie hätten
im Schloss nichts zu suchen. Dann trat er in die Kammer ein. ,,Schaut mal her was ich da
habe", rief er laut. Alle drehten sich nach ihm um. Er hob die Schatulle, die Gerold schon
bei ihm gesehen hatte und schwenkte sie durch die Luft. Dann erzählte er die Geschichte
der Nadel, die er nun aus der Schatulle hob, genau so, wie er sie Gerold einmal erzählt
hatte. Die Menge erstarrte. Wäre die Nadel nun zu Boden gefallen, man hätte sie klingen
hören. ,,Tue es!" sagte plötzlich Kathrin neben Gerold. Dieser schaute sie entgeistert an.
,,Tue es!" riefen nun auch die anderen Frauen laut. Aber Jufli schaute wie zu einer
Salzsäule erstarrt auf den verhassten Schlossherrn. Seine Hände zitterten, sein Atem ging
keuchend. Da riss Kathrin ihm die Nadel aus der Hand und rief: ,,Wer macht mit?" ,,Ich,
ich, ich...!" tönte es aus dem Kreis der Frauen zurück. Kathrin trat nun ans Bett. Sie öffnete
Kuno das Wams und tastete den Brustkorb ab. Dann setzte sie vorsichtig die Spitze der
Nadel schräg unter die letzte Rippe der linken Brustseite. Langsam begann sie sie in die
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