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Haut zu pressen. Als die Spitze kaum ins Fleisch eingedrungen war, begannen die Frauen
zu kreischen, und jede wollte auch ein kleines Stücklein das Mordwerkzeug in den Leib des
Teufels drücken. So kam eine um die andere und tat ihr Werk. Als die Nadel kaum noch zu
sehen war, trat Jufli ans Bett und stiess mit einem lauten ,,Fahr zur Hölle, wo du
hergekommen bist!" die eiserne Nadel so weit in den Leib Kunos, dass nichts mehr zu
sehen war, als ein kleiner, roter Punkt. Dann bekreuzigte er sich und alle taten es ihm
gleich.
Der Körper Kunos lag nun bewegungslos auf dem Bett. Kathrin ergriff seinen
rechten Arm und fühlte, ob noch Puls zu fühlen sei. Aber nichts mehr war zu spüren. Sie
wollte eben das Wams wieder zuknöpfen, als sie erschreckt innehielt. Sie trat einen Schritt
zurück und deutete wortlos mit dem Zeigefinger auf den roten Punkt, wo sich etwas zu
regen schien. Alle starrten hin. Und nun bewegte sich langsam aus dem roten Punkt ein
dunklerer. Aus dem dunklen Punkt formten sich zwei Augen. Ein fast fingerdicker Leib
folgte. Fadenartige Beine strebten emsig ans Licht. Zuletzt lag ein fast handlanger Körper
einer Larve auf dem Brustkasten Kunos. Nach einigen Momenten der Ruhe bewegte sich
dieses Ding. Es begann sich zu häuten. Gebannt schauten die Umstehenden dem Schauspiel
zu. Nach einer Zeit, die allen ewig lang vorkam, war ein anderes Insekt aus dem ersten
geschlüpft und begann nun langsam seine Flügel aufzupumpen. ,,Eine Teufelsnadel!" wie
ein einziger Schrei ertönte es aus allen Kehlen. ,,Das geht doch mit dem Teufel zu",
flüsterte eine der Mägde. Und Kathrin präzisierte: ,,Der Teufel in Gestalt Kunos hat sich
mit der Nadel, die wir ihm ins Herz gestossen haben, zur Teufelsnadel vereinigt. Fahr zur
Hölle!" Sie ging zum Fenster und öffnete es weit. Die Libelle drehte sich auf dem Leib
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