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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Einige Jahre vergingen. Die Natur schien für das Jahr der Dürre entschädigen zu wollen.

Denn eine Rekordernte löste die andere ab. Die Vorratslager waren bis obenhin gefüllt mit

Fleisch, Dörrfrüchten und Korn für die Menschen, und Stroh, Rüben und Heu für das Vieh.

Auch der Schlossherr war für einmal zufrieden mit dem, das ihm seine Untertanen geliefert

hatten. Der Kopf stand ihm nach einem Fest. Die Knechte und Mägde bekamen den

Auftrag, das Schloss herauszuputzen und mit Girlanden aus Blumen zu schmücken. Einige

Tische wurden im Schlosshof aufgestellt und Pfähle in den Boden getrieben, auf die Bretter

als Bänke gelegt wurden. Dann wurde aufgetischt, was in den Vorratskammern zu finden

war. Die Bauern des Engeren Kreises waren mit ihren Frauen und Kindern eingeladen. Und

jede Familie brachte von ihren eigenen Vorräten an Backwaren einen Korb voll mit als

Zugabe.

Alle standen um die Tische. Kuno war als Letzter gekommen und ging zum Tisch,

wo das Gesinde des Schlosses bereits seine Plätze stehend eingenommen hatte. Kuno setzte

sich an die Frontseite des Tisches und rief: ,,Nun setzt euch schon, ihr Hungerleider. Heute

könnt ihr euch mal wieder eure Mägen vollschlagen und euch auf Kosten des Hauses

besaufen, hahaha!" Alle setzten sich. Aber keiner getraute sich, den ersten Bissen zu

nehmen, bis auch Kuno sein Brot brach und den ersten Schluck aus seinem Becher

getrunken hatte. Dann aber hieben alle drauf, dass es eine Freude war, ihnen zuzuschauen.

Die Kinder waren als erste satt. Sie tollten im Schlosshof herum und spielten Reiter und

Ross. Nach etwa einer Stunde bekam Kuno glasige Augen. Er griff den um ihn

herumsitzenden Mägden in die Kleider und kniff sie in ihre prallen Brüste. Da nützte alles

Sichwehren nichts. Aber die Weiber wussten, wie sie ihn besänftigen konnten: Fleissig

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