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wie das Kind gemacht worden war. Sie war eine Kräuterfrau. Einige Leute behaupteten
sogar, sie verstünde mehr um die Dinge zwischen Himmel und Erde als andere Menschen.
Als sie ihrer Tochter nicht helfen konnte, und als sie sie in meinen Armen sterben sah, tat
sie einen unheimlichen Schwur. Sie werde nicht ruhen, rief sie so laut, dass es alle draussen
hören mussten, bis der Teufel in Gestalt des Ritters Kuno seine gerechte Strafe erlangt
habe. Eine junge Magd, die ein Auge auf Kuno geworfen hatte, hinterbrachte ihm
brühwarm, was da im Hause des Schmieds passiert und geschrien worden war. Kuno
verreiste noch am gleichen Tag und wurde nicht mehr gesehen bis er volljährig war. Seine
beiden Brüder waren gar nicht erbaut, als er wieder auftauchte. Der Vater lag im Sterben
und war eben daran, das Erbe unter ihnen aufzuteilen. Als Kuno zu ihm ans Bett trat, kam
ein unheimlicher Fluch aus seinem Munde. Er wünsche ihn zum Teufel, zu dem er ja schon
zu Lebzeiten gehöre, keuchte er mit bereits fast erloschenen Augen. Dann starb er, ohne
das Erbe verteilt zu haben. Die Brüder bekamen bösen Streit. Aber einer von ihnen
verunglückte auf der Jagd auf merkwürdige Art, und den zweiten fand man eines morgens
erschlagen auf einem Acker. Es wurde gemunkelt, dass beidemal der Junker Kuno seine
Hand im Spiele gehabt hätte. Aber beweisen wollte und konnte man es ihm nicht.
Bevor meine Schwiegermutter starb, rief sie mich an ihr Lager. Lange schaute sie
mich an bevor sie redete. Dann aber, mit letzter Kraft flüsterte sie mir zu: `Du bist der
einzige Mann in und ums Schloss, der diesem Teufel von Kuno sein verdientes Ende
bereiten kann. Schmiede eine Nadel, nicht dicker als ein Strohhalm und etwa zwei
Mittelfinger lang. Spitze sie an einem Ende so zu, dass sie mit Leichtigkeit in das Fleisch
des Teufels eingedrückt werden kann. Dann, wenn er wieder einmal besoffen ist, jage ihm
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