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wärmen bereitgestellt. Gerold erschrak mächtig. Denn solches war in den bald zehn Jahren
ihrer Ehe noch nie passiert. Er setzte sich zu ihr und fragte teilnahmsvoll, ob sie denn krank
sei. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und schaute zu Boden. ,,Hast du etwas gegessen
heute, das dir nicht gut tat?" Wieder nur das leise Kopfschütteln als Antwort. ,,Ist mit den
Buben etwas passiert?" fragte Gerold immer erregter. Da liess sie ihren Kopf auf den
Schoss sinken, dass Gerold davon nur noch die blonden Kraushaare sehen konnte. ,,Dann
sag mir wenigstens, wo du heute gewesen bist und was du gemacht hast!" bat er
eindringlich. Da begann sie zu schluchzen, leise zuerst, aber immer mehr schüttelte es den
zierlichen Körper und sie fing gar plötzlich laut zu schreien an. Dann stand sie auf und
rannte aus dem Haus. Gerold sofort hinten drein. Beim Garten holte er sie ein und riss sie
in seine Arme. ,,Halt mich fest, Gerold, halt mich bitte ganz fest!" schluchzte sie. Nun
kamen auch noch die beiden Buben, die durch den Lärm offenbar erwacht waren, aus dem
Haus und suchten sie. Als sie die weinende Mutter sahen, umklammerten sie ihre Beine
und weinten mit. Gerold hob das Gesicht des älteren, Thomas, schaute ihm streng in die
Augen und fragte, wo Mutter heute gewesen sei. ,,Im Wald haben wir Beeren gesucht," rief
er weinend. Nun kam Gerold ein böser Verdacht. Er schickte die beiden Buben ins Stroh
und fragte Kathrin leise: ,,Ist euch der Herr begegnet?" Sie nickte nur mit dem Kopf und
wollte sich von ihm lösen. Aber er liess sie nicht los. ,,Hat er dich.....?" Sie nickte wieder.
Da drückte er sie noch heftiger an sich und führte sie ins Haus zurück, wo er sie mitsamt
den Kleidern auf das Bett sinken liess. Sie drehte sich gegen die Wand. Das Schluchzen
hörte auf. Gerold setzte sich neben das Bett bis sie eingeschlafen war. Dann ging er zum
Haus von Jufli, dem Schmied. Jufli wohnte alleine. Seine Frau war im ersten Kindbett
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