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fertig, Kathrin das Erlebte zu schildern. Sie tat einen tiefen Atemzug und sagte dann leise:
,,Genau so habe ich mir die Sache vorgestellt. Der Kuno konnte doch nicht riskieren, die
Männer laufen zu lassen. Die wären ja schnurstracks zum Göskoner gelaufen und hätten
euch verraten. Der Kuno ist ein Mörder. Und ihr habt ihm unwissend dabei geholfen. Wie
können wir nun je fertig werden mit diesem Wissen und Gewissen?"
Es war inzwischen Tag geworden. Die Hähne erinnerten sie daran, dass es galt, dem
normalen Tagewerk nachzugehen. Auch Gerold schlich, nun bereits zwei Nächte ohne
Schlaf hinter sich, dem Schloss zu, wo er seine tägliche Arbeit, mehr schlafend denn im
Wachzustand, erledigte. Auch die Kumpane schlichen wortlos ihrer Arbeit nach. Nur Kuno
schien heute besonders gut aufgelegt zu sein. Die Mägde hatten auf sein Geheiss jedem am
Überfall Beteiligten einen Sack mit Lebensmitteln gerüstet. Hätten sie sie verrotten lassen
sollen? Hier war Überlebensnahrung für die nächsten Wochen. Also nahm halt jeder seine
Ration mit nach Hause.
Offenbar hatten auch die Kumpane, die verheiratet waren, mit ihren Frauen ähnliche
Diskussionen gehabt, wie Gerold mit seiner Kathrin. Nach Einbruch der Dunkelheit
besammelten sich darum alle Erwachsenen hinter dem Schloss in der Remise. Einer hielt
Wache draussen. Im Inneren aber begann eine hitzige Diskussion über das weitere
Vorgehen. Als Resultat davon kann man nur vermelden, dass alle überzeugt wurden, keiner
von den Männern käme mit dem Leben davon, wenn es auskäme, dass sie am Raub
beteiligt gewesen waren. So beschlossen sie denn, keinem Menschen auch nur ein
Sterbenswörtchen zu verraten von der ganzen Sache.
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