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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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entsetzt die Hände über ihrem Kopf zusammen. ,,Da stimmt doch etwas nicht in dieser

Geschichte!" flüsterte sie. ,,Du musst heute Nacht unbedingt zum Fluss, um dich zu

überzeugen, dass Kuno die Männer tatsächlich losgebunden hat. ,,Aber er hat ja die Stricke

nachher auf sein Ross gebunden, allerdings nicht alle. Die Beine habe er den Männern nicht

losgebunden, sagte Kuno zu uns, damit sie nicht gleich los rennen könnten", erwiderte

Gerold zaghaft. Kathrin schüttelte ihren Kopf. ,,Da stimmt trotzdem etwas nicht. Du musst

unbedingt nachschauen. Sonst gehe ich selber," fügte sie noch fast drohend bei.


So machte Gerold sich nach Einbruch der Dunkelheit also zu Fuss auf den Weg zur Aare.

Die Nacht war ziemlich hell, denn es war ja Vollmond. Als er sich vorsichtig dem Ort der

Handlung vom Morgen näherte, kam ihm plötzlich in den Sinn, es wäre ja denkbar

möglich, dass man dort auf ihn lauerte. Denn es hatte ja immer noch Waren im Kahn, und

es wäre ja immerhin möglich, dass die Räuber in der folgenden Nacht diese auch noch zu

holen versuchten. Er änderte also seine Route. Ein paar hundert Meter weiter unten schlich

er durch das Schilf zum Ufer, und dann, immer sich in das Schilf drückend, dem Platz zu,

wo er den versteckten Kahn wusste. Gottlob, dieser war noch immer mit Schilf bedeckt.

Dann schlich er dorthin, wo die vier Schiffer gefesselt worden waren. Plötzlich gefror ihm

das Blut in den Adern. Denn er stolperte über ein paar Männerbeine. Er dachte, nun werde

man ihn packen und vor den Richter schleppen. Aber die Beine machten keine Anstalten,

sich in Bewegung zu setzen. Und nun sah er die ganze Bescherung: die Männer lagen mit

eingeschlagenen Schädeln regungslos im Schilf! Da war nicht mehr zu helfen, dachte er

entsetzt und machte sich schleunigst auf den Heimweg. Nur mit Überwindung brachte er es

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