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Wiesen und Äcker mit seinen grauen Fangarmen. Während sie in aller Eile beluden, sagte
Kuno, er werde nun eigenhändig die Schiffer von ihren Fesseln befreien und ihnen
befehlen, sich die nächsten paar Stunden nicht vom Fleck zu rühren. Als er zurückkam,
hatte er ein infames Grinsen auf seinen wulstigen Lippen, die Augen waren zu zwei
schmalen Schlitzen zusammengekniffen. ,,So, jetzt habe ich sie von ihrem Leiden erlöst",
kam es meckernd aus seinem mit braunen Zahnstoffeln bestückten Mund. Dann gab er das
Zeichen zum Aufbruch. Die Frauen und Kinder schauten sie mit offenen Mündern an als
sie im Burghof erschienen. Zu fragen, woher denn plötzlich so viel an Essbarem komme,
getraute sich niemand. Hauptsache, man hatte für die nächste Zeit genug zu essen.
Gerold hatte keine Ruhe mehr. Kunos letzte Worte gingen nicht aus seinem Schädel. Was
hatte er nur gemeint damit, als er von ,,Leiden erlöst" sprach? Und dann kam ihm noch der
Gedanke, was würde passieren, wenn die vier Schiffer nach der befohlenen Wartezeit ihre
Meldung auf der Göskoner Burg machen würden? Die Männer konnten das Aussehen der
Räuber doch bestens beschreiben, hatten sie sie doch ausgiebig betrachten können,
während sie die Waren umluden. Und Jufli und Gerold hatten sie ja bereits in Aarau
gesehen, den Jufli zwar weniger als Gerold, der sich ja mit ihnen unterhalten hatte!
Gerold ging nach Hause und legte sich wortlos auf das Stroh. Seine Frau Kathrin
schaute ihn aus merkwürdig fragenden Augen an. ,,Du hast doch etwas auf dem Herzen?"
fragte sie plötzlich. Die Kinder spielten draussen Ritter und Räuber. Gerold war noch nie
ein guter Lügner, deshalb hielt er Kathrins fragende Augen nicht lange aus. Stockend
erzählte er ihr die Geschichte, die sie eben erlebt hatten, ausführlich. Kathrin schlug
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