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er auf die Sache verzichtet hätte. Dies war aber leider nicht der Fall. Denn gleich nachdem
er sich entfernt hatte, rief Kuno auch noch den Knecht aus dem Keller, den Burschen, der
die Aufgabe hatte, die Einkäufe auf dem Markt zu tätigen und den Wagner Eduard zu sich,
die er in die Sache einweihte. Auch sie waren natürlich alles andere denn begeistert über
die Aussicht, in Händel verwickelt zu werden. Schliesslich hatten sie auf dem Schloss die
letzten Jahre weder Kriege geführt noch das Waffen führen mehr als zum Spass geübt.
Aber Kuno sagte ihnen, es sei überhaupt keine Gefahr zu befürchten, denn sein Plan lasse
den Überfall ganz ohne Blutvergiessen bewerkstelligen. Wenn das nur gut geht, dachte sich
wohl jeder insgeheim.
Früh in der Nacht war auch noch Jufli eingetroffen und berichtete, der Kahn werde,
nicht wie gestern bereits vernommen, im Laufe des späten Morgens seinen Lagerplatz in
Aarau verlassen, sondern, weil die Schiffer Angst bekommen hätten, dass gestern ein Spion
sie habe aushorchen wollen, und weil ja Vollmond sei, bereits kurz nach Mitternacht
starten. Es hiess also keine Zeit mehr verlieren. Auch Gerold wurde eiligst wieder geweckt,
kaum dass er seine Füsse im Stroh ausgestreckt hatte. Die anderen waren bereits angezogen
und die Rosse, soweit Sättel vorhanden, gesattelt. Für jeden stand auch noch ein Packpferd
bereit. Aufgeregt schwirrte alles durcheinander. Kein gutes Vorzeichen, dachte Gerold
grimmig. Wie sollte ein solches kriegsungewohntes Häuflein zusammengewürfelter
Knechte, Wagner und anderer Zeitgenossen es fertigbringen, einen kriegsmässigen Überfall
auf eine Händel gewohnte Schiffsbesatzung gewinnen?
Aber Gerold musste dann doch über Kuno staunen. Denn als sie hinter ihm zur Aare
galoppiert waren und an der Furt zwischen Schönenwerd und Göskon anlangten, sahen sie
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