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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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was sie kaum zum schlafen ermuntert habe. Hier an diesem belebten Ort aber wäre wohl

mit einem Raubzug nicht unmittelbar zu rechnen, weshalb es genüge, wenn sich jeweils

einer von ihnen wachhielte. Gerold wünschte ihnen noch eine angenehme Nachtruhe und

ging mit dem Kessel in der Hand gemächlich zu Jufli. Sie verabredeten, Gerold solle sofort

nach Anbruch der Nacht im Galopp heim zu reiten. Jufli aber werde sich an der Aare zur

Ruhe legen und das Schiff beobachten.

So setzte Gerold sich denn auf sein Ross und ritt heim zu. Zuerst ritt er nur langsam.

Als er aber die Stadt nicht mehr sah, gab er dem Ross die Sporen und preschte heim zu, wo

er noch vor Mitternacht eintraf und Kuno, der sich bereits in seinem Bett befand, Bericht

erstattete. Dieser sprang erregt hoch. ,,Gut!" krächzte er. ,,Leg dich jetzt schlafen. Am

Morgen, bevor der Hahn kräht, müssen wir uns aufmachen. Schlaf aber hier im Stall. Ich

will dich nicht daheim holen lassen. Und es ist auch besser, wenn du nicht deiner Frau

unter die Augen treten musst. Du könntest sonst vielleicht in Versuchung kommen, unser

Vorhaben zu verraten!"

Wenn Kuno nun anfänglich gemeint hatte, zu Fünft könne man ein Schiff überfallen,

musste er wohl oder übel seine Meinung ändern. Denn als er hörte, es seien vier Schiffer

auf dem erwarteten Kahn, machte er ein bedenkliches Gesicht. Klar wäre es besser

gewesen, die Mitwisser auf eine möglichst kleine Anzahl zu beschränken. Gerold hatte ihm

auch gesagt, die vier Schiffer seien offenbar immer bestens auf der Hut, was ja die Aussage

des einen bestätigte, der sagte, sie seien auch nachts immer auf Wache. Und schliesslich

war es ja unmöglich, einen Überfall auf dem Wasser unbemerkt zu starten. Gerold war

gespannt, was sich Kuno einfallen lassen wollte. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn

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