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Ihr Lagern konnte natürlich nicht unbemerkt bleiben. Immer wieder kamen Männer aus der
Stadt oder solche, die mit den Schiffen zu tun hatten, zu ihnen auf einen Schwatz, und
natürlich auch um sie auszuhorchen. Aber sie erzählten jedem, dass sie auf ihren Herrn
warten würden, der mit einem Schiff vom Meer her kommen werde.
Der Schiffsverkehr auf der Aare war des niedrigen Wasserstandes wegen recht
gering. Und zumeist waren es Holzlieferungen oder Holzkohle, die da mühselig die Aare
hoch gestachelt wurden. Endlich am dritten Tage ihres Wartens aber kam ein Kahn, der mit
Plachen zugedeckt war. Hier musste sich, so mutmassten sie, ganz besonders kostbare
Ware darunter befinden. Vier Schiffer mit breitrandigen Hüten, aber sonst nur mit
Hüfttüchern bekleidet, stachelten den Kahn mit ihren langen Stangen gemächlich ans Ufer
und begannen es an den eingerammten Pfählen zu vertäuen. Man hatte verabredet, dass
Jufli bei den Rossen bleiben würde, die an langen Leinen angebunden am Aarebord das
spärliche Gras abweideten. Gerold aber schlenderte, als wäre er auf einem Spaziergang, auf
die Männer zu und begann, sie nach dem Woher und Wohin auszufragen. Zuerst wollte
keiner mit einem Wort herausrücken und sie taten, als ob sie kein Wort seiner Sprache
verstehen würden. Als er ihnen aber den mit frischem Wasser gefüllten Ledereimer zum
trinken hinhielt, nahmen sie diesen dankend an und tranken ihn abwechselnd leer. Die
Zungen waren gelöst. Sie hätten Waren, die sie nicht näher bezeichnen möchten, nach
Göskon zu schiffen, sagten sie. Gerold fragte noch so nebenbei, ob sie denn noch heute
weiterfahren wollten. Sie schauten einander an und einer sagte, nein, hierfür wäre es ja zu
spät. Sie würden sich`s auf dem Kahn bequem machen und mal wieder eine Nacht lang
abwechselnd schlafen. Unterwegs hätten sie ja immer auf Wegelagerer aufpassen müssen,
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