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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Familien hätten es ansonsten auszufressen!" Sein schallendes Gelächter machte ihnen

deutlich, dass er nicht zögern würde, zwei unschuldige Familien einfach so aus einer Laune

heraus in den Kerker zu werfen oder gar draussen an der Burgmauer aufzuhängen als

abschreckendes Beispiel. ,,Und sagt zu keinem Menschen, wohin ich euch geschickt habe,

nicht einmal euren Frauen!"

So ging Gerold denn zu seiner Frau und erklärten ihr, was sie sich unterwegs hatten

einfallen lassen: Sie seien von Kuno ausgesandt worden, Nahrung zu beschaffen, was ja

auch einigermassen der Wahrheit entsprach. Dann sattelten sie die Rosse, schickten die

Magd Lisi in die Küche, sie solle ihnen für vier Tage Proviant holen. Offenbar hatte Kuno

dort bereits Bescheid gesagt, denn Lisi kam mit zwei Leinensäcklein, in denen ein paar

steinharte Brote und für jeden fünf Moorrüben lagen. Das war zwar nicht gerade ein

lukullisches Essen, was Lisi da aufgetrieben hatte. In Anbetracht dessen aber, dass zu

dieser Zeit wohl nicht viel Besseres im Vorratsraum lag, zurrten sie die Säcke an die Sättel,

behändigten die Speere und machten sich auf den Weg.

Im leichtem Trab erreichten sie noch vor dem Abend Aarau, wo sie sich in der Nähe

der Schifflände auf der Wiese lagerten. Zwar waren in der Nähe einige Herbergen. Da sie

aber nur einige abgegriffenen Geldstücke zu eigen hatten, war die Auswahl schnell

getroffen. Sie konnten nur hoffen, die Sommernächte würden nicht zu kühl und es würde

nicht etwa zu regnen anfangen. Diese Hoffnung aber war recht zwiespältig, denn

andererseits war Regen genau das, was sich das ganze Land seit Monaten erhoffte und vom

Himmel erbat.

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