225
Familien hätten es ansonsten auszufressen!" Sein schallendes Gelächter machte ihnen
deutlich, dass er nicht zögern würde, zwei unschuldige Familien einfach so aus einer Laune
heraus in den Kerker zu werfen oder gar draussen an der Burgmauer aufzuhängen als
abschreckendes Beispiel. ,,Und sagt zu keinem Menschen, wohin ich euch geschickt habe,
nicht einmal euren Frauen!"
So ging Gerold denn zu seiner Frau und erklärten ihr, was sie sich unterwegs hatten
einfallen lassen: Sie seien von Kuno ausgesandt worden, Nahrung zu beschaffen, was ja
auch einigermassen der Wahrheit entsprach. Dann sattelten sie die Rosse, schickten die
Magd Lisi in die Küche, sie solle ihnen für vier Tage Proviant holen. Offenbar hatte Kuno
dort bereits Bescheid gesagt, denn Lisi kam mit zwei Leinensäcklein, in denen ein paar
steinharte Brote und für jeden fünf Moorrüben lagen. Das war zwar nicht gerade ein
lukullisches Essen, was Lisi da aufgetrieben hatte. In Anbetracht dessen aber, dass zu
dieser Zeit wohl nicht viel Besseres im Vorratsraum lag, zurrten sie die Säcke an die Sättel,
behändigten die Speere und machten sich auf den Weg.
Im leichtem Trab erreichten sie noch vor dem Abend Aarau, wo sie sich in der Nähe
der Schifflände auf der Wiese lagerten. Zwar waren in der Nähe einige Herbergen. Da sie
aber nur einige abgegriffenen Geldstücke zu eigen hatten, war die Auswahl schnell
getroffen. Sie konnten nur hoffen, die Sommernächte würden nicht zu kühl und es würde
nicht etwa zu regnen anfangen. Diese Hoffnung aber war recht zwiespältig, denn
andererseits war Regen genau das, was sich das ganze Land seit Monaten erhoffte und vom
Himmel erbat.
|
|