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niemandem zu essen bekamen. So wateten sie denn tagelang nackt in der Aare auf Jagd
nach Fischen. Und sie waren so erfolgreich darin, dass sie noch genug ins Schloss bringen
konnten. Zwar ärgerte sich Kuno masslos über die ,,Payerbrut", wie er die
Neuankömmlinge nannte. Da sie ihm jedoch nicht zur Last fielen und sogar noch zum
Lebensunterhalt des Dorfes und des Schlosses beitrugen, und weil er sich dachte, er könnte
die guten Handwerksleute nach Abklingen der Hungersnot gut gebrauchen, liess er sie
gewähren, als sie zu äusserst am Dorfrand ihre primitiven Schilfhütten aufbauten und sich
ansässig machten.
Johannes, der Göskoner, Kunos erbittertster Feind, hatte seine Goldstücke aus dem
Versteck genommen und ein Dutzend Boten zu Pferde bis hinab in die Nähe des Meeres
gesandt, dass sie ihm und seinen Untertanen das nötigste an Esswaren besorgen sollten. Er
hatte ihnen eingeschärft, immer in der Gruppe zu bleiben und ja keine Einzelaktionen
veranstalten zu wollen. Denn überall wimmelte es von Hungrigen, die sich als Räuber und
Wegelagerer ihr und das Leben ihrer Familien sicherten. Falls sie mehr Nahrung auftreiben
könnten, sagte er ihnen, als sie zu Pferd transportieren konnten, sollten sie einen Kahn
mieten und die Waren auf dem Rhein und der Aare bis nach Göskon schiffen lassen.
Natürlich konnte dieser Ausritt nicht verborgen bleiben. Die Köchin des Göskoners
erzählte es dem Bauernfraueli, das die Milch ins Schloss brachte und dafür Mehl erhielt.
Das Bauernfraueli erzählte es seinem Mann; dieser gab das Gehörte dem Wagner weiter,
der es auf der Stör in Olten einem Ritter weitergab. Und dieser schliesslich überbrachte die
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