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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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niemandem zu essen bekamen. So wateten sie denn tagelang nackt in der Aare auf Jagd

nach Fischen. Und sie waren so erfolgreich darin, dass sie noch genug ins Schloss bringen

konnten. Zwar ärgerte sich Kuno masslos über die ,,Payerbrut", wie er die

Neuankömmlinge nannte. Da sie ihm jedoch nicht zur Last fielen und sogar noch zum

Lebensunterhalt des Dorfes und des Schlosses beitrugen, und weil er sich dachte, er könnte

die guten Handwerksleute nach Abklingen der Hungersnot gut gebrauchen, liess er sie

gewähren, als sie zu äusserst am Dorfrand ihre primitiven Schilfhütten aufbauten und sich

ansässig machten.


Johannes, der Göskoner, Kunos erbittertster Feind, hatte seine Goldstücke aus dem

Versteck genommen und ein Dutzend Boten zu Pferde bis hinab in die Nähe des Meeres

gesandt, dass sie ihm und seinen Untertanen das nötigste an Esswaren besorgen sollten. Er

hatte ihnen eingeschärft, immer in der Gruppe zu bleiben und ja keine Einzelaktionen

veranstalten zu wollen. Denn überall wimmelte es von Hungrigen, die sich als Räuber und

Wegelagerer ihr und das Leben ihrer Familien sicherten. Falls sie mehr Nahrung auftreiben

könnten, sagte er ihnen, als sie zu Pferd transportieren konnten, sollten sie einen Kahn

mieten und die Waren auf dem Rhein und der Aare bis nach Göskon schiffen lassen.

Natürlich konnte dieser Ausritt nicht verborgen bleiben. Die Köchin des Göskoners

erzählte es dem Bauernfraueli, das die Milch ins Schloss brachte und dafür Mehl erhielt.

Das Bauernfraueli erzählte es seinem Mann; dieser gab das Gehörte dem Wagner weiter,

der es auf der Stör in Olten einem Ritter weitergab. Und dieser schliesslich überbrachte die

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