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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Tage und waren vollauf damit beschäftigt, sich in den darauffolgenden Zeit, vor den Blicken der

Männer verborgen, zu reinigen. Nun ging es auf Vollmond zu. Ihre Taktik änderte sich von einem

Tag zum anderen. Denn es ging darum, in den Vollmondnächten wenigstens einen Mann in der

Höhle zu empfangen, weil dann die fruchtbare Zeit war.


Einen Tag bevor der Mond seine volle Rundung zeigte, kam plötzlich Suiem zurück. Als ob nichts

geschehen wäre, setzte sie sich zu Krk ans Feuer. Wieder kamen alle Mitglieder der Sippe und

setzten sich im Kreis ums Feuer. Die Spannung knisterte lauter als das Holz in der Glut. Krk

schaute Suiem mit gesenktem Kopf von der Seite an. Sie schien es nicht zu bemerken, denn sie war

eben dabei, eine Ratte, die sie mitgebracht hatte, auszunehmen und an ihrem Spiess zu braten. Aus

der Ferne erscholl wieder das Geheul der Wölfe. Sie hob ihren Kopf und ein Lächeln spielte um

ihren Mund. Als die Ratte durchgebraten war, ass sie sie mit Genuss. Dann ging sie zum

Wassereimer, trank einige Handvoll und verschwand in der Höhle. Krk schaute auf Chorr. Dieser

schien angestrengt nachzudenken. Dann gab er Krk mit dem Kopf ein Zeichen. Krk verstand. Er

erhob sich und verschwand ebenfalls in die Höhle. Die jungen Jäger schauten verblüfft auf Chorr.

Aber dieser zeigte nur auf eine Vorratshöhle. Sie verstanden. Diese Nacht hatten sie sich dorthin

zurückzuziehen.


Am Tag der Vollmondnacht kamen Krk und Suiem als Letzte an das Feuer. Den ganzen Tag über

schmiegten sie sich aneinander. Wenn eines aufstand, stand auch das andere auf und ging mit,

wohin immer sich das andere begab. Einmal aber, als sie sich gerade im hohen Gras liebten,

ertönte aus der Ferne das Geheul eines einzelnen Wolfes. Abrupt stiess Suiem Krk von sich, setzte

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