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Ein Problem galt es noch zu lösen: Krk hatte Suiem unterwegs von den Sitten und Gebräuchen in
seiner Sippe erzählt. Unter anderem, dass die Frauen alle in ihren eigenen Höhlen wohnten und nur
von Chorr besucht werden durften. Allerdings sei Chorr in den letzten Sonnenwenden etwas
nachlässig geworden. Die Frauen waren mit ihm darum längst nicht mehr zufrieden und machten
den anderen Männern hinter dem Rücken des Anführers Augenzeichen, sie in der Nacht zu
besuchen. Da Chorr die Angewohnheit hatte, immer mit einer Kienfackel zu den Frauen zu gehen,
war es ein leichtes, immer zu wissen, welche der Frauen gerade seine Gunst genoss. Die anderen
Männer schlichen dann in der Finsternis in diejenigen Höhlen, wo Chorr bestimmt nicht
anzutreffen war. Hin und wieder kam es auch vor, dass die gleiche Frau von zwei Männern besucht
wurde, was den Frauen offenbar gefiel. Suiem aber verlangte von Krk, sie wolle nur bei ihm
schlafen. Denn dieser Tausch der Frauen und Männer sei gerade der Beginn gewesen, der die
Männer zu ihren stetigen Machtkämpfen veranlasst habe. Und sie sei unter keinen Umständen
bereit, sich einem anderen denn ihm hinzugeben. Wie sollte er nun Chorr dies begreiflich machen?
Suiem aber sagte, da sei gar nichts begreiflich zu machen. Sie würde einfach mit ihm in die Höhle
gehen.
Das Fest zog sich bis tief in die Nacht hin. Die Frauen hatten Met eingeschenkt. Alle torkelten
schliesslich herum und sangen ihre alten Lieder. Suiem aber nahm nach jedem Einschenken einen
kleinen Schluck und warf den Rest unbemerkt hinter sich. Krk bemerkte es, grinste und tat es ihr
gleich. Sie waren also die einzigen, die nicht torkelten, als Chorr in die Hände klatschte und laut
Bettruhe befahl. Suiem fasste Krk bei der Hand. Sie nahm ihn beiseite und sagte, wie würden nun
warten, bis alle verschwunden seien und erst dann in Krks Höhle gehen. Krk raunte, heute sei in
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