206
Wasser für die nächste Zeit gedeckt war. Dann standen sie unschlüssig in der ins Gras getretenen
Mulde und berieten. Sie konnten natürlich jetzt im Wald genügend Kienholz für Fackeln brechen,
mit denen sie den Rückweg durch die Spalten und Höhlen wagen konnten. Aber es gelüstete sie
überhaupt nicht. Denn sie waren noch zu wenig aufgewärmt um Freude auf eine solch kalte
Kletterei aufkommen zu lassen. Sie hielten Umschau. Die Ebene, auf welcher sich die Herden
tummelten, waren nun noch besser zu überblicken als gestern im letzten Licht des einschlafenden
Tages. Hier liesse sich gut leben, sagten sie. Aber sie wären dann immer noch alleine auf sich
selber angewiesen. Die Sehnsucht nach Sippengesellschaft kam bei beiden hoch. Krk deutete in
Richtung der Höhlen, wo man Menschen durcheinander laufen sah, wie in einem Ameisenhaufen.
Suiem hätte sich zwar lieber auf die Suche nach ihrem Frauenstamm gemacht. Aber wo suchen?
Die konnten ja längst über alle Berge sein. Also schloss sie sich dem Wunsche von Krk an, zuerst
mal zu seiner Sippe zu gehen. Der Weg war weit und der Marsch durch den ungepfadeten Wald
konnte gefährlich werden.
Sie fanden einen Pfad, der wohl von Hirschen getrampelt worden war, die sich ihre Nahrung in der
Steppe holten, welche Krk und Suiem in dieser Nacht als Schlafplatz gedient hatte, und sie
tauchten ein in die Schatten der riesigen Bäume. Als sie einen kleineren Pfad fanden, der den
Hirschpfad kreuzte, schwenkten sie in diesen ein, denn es war nicht ratsam, den grösseren zu
benutzen, weil auf diesem auch der Bär seine Wanderungen machte. Ihr Instinkt führte sie kreuz
und quer über diese von kleineren Waldtieren in vielen Generationen offen gehaltenen Wechseln.
Von der Höhe aus betrachtet hatte der Lagerplatz von Krks Sippe nahe geschienen. Aber sie
wussten, dass die klare Luft ihnen dies nur vorgegaukelt hatte und die Distanz durch dieses Kreuz
und Quer durch den Wald sich nochmals verdoppelte. Unterwegs assen sie was sie an Essbarem
|
|