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er sie an seine Nase und schnüffelte den Duft ein. Nicht gerade einladend, fuhr es ihm durch den
Kopf. Aber wie unter Zwang füllte er damit das Bierglas bis knapp unter den Rand. Dann sass er
sinnend, den Kopf auf beide Arme gestützt am Tisch und starrte auf das Gebräu im Glas. Er wusste
ja nicht mal, ob ihm Elvira das Gesöff verdünnt verabreicht hatte. Seine Rechte tappte zögernd
zum Glas. Dann, mit einem tiefen Atemzug sich Mut machend, ergriff er das Glas und hielt es an
die Lippen. Seine Zunge tastete sich vor. Gar nicht schlecht eigentlich, dachte er erleichtert. Er
nahm einen kleinen Schluck in den Mund und bewegte ihn hin und her. Tatsächlich: genau der
gleiche Geschmack wie damals. Und es schien ihm, auch die Konsistenz sei die gleiche. Mit einem
Anflug von sarkastischem Humor sog er nun Schluck um Schluck und liess den Inhalt des ganzen
Glases durch die Kehle rinnen. Geschafft! Er legte sich auf das Sofa und harrte der Dinge die da
kommen sollten. Irgendetwas drückte ihn in der Gesässtasche, das ihn beim Liegen störte. Mit
letzter Kraft griff er nach hinten. Der Stein, den er heute im Waldweg gefunden hatte. Krampfhaft
umschloss seine Rechte den Fund. Dann konzentrierte er sich auf die Wirkung des soeben
Getrunkenen. Und er musste nicht lange warten. Sehr rasch wurde ihm leicht ums Herz, der Puls
ging schneller, die Sicht wurde zwar etwas trüber, aber ein wohliges Gefühl fuhr ihm durch den
ganzen Körper. "Aida, ich komme", wisperte er noch, dann schwanden ihm die Sinne. Aber wie
hätte Friedel auch ahnen oder wissen können, dass das Gebräu, in Verbindung mit Alkohol, genau
das Gegenteil des Erhofften bewirkte?! Friedel schwebte langsam gegen die Decke, hielt einen
Augenblick über seinem schlafenden Körper Einhalt und schwebte dann, immer schneller, durch
die Decke der Stube, durch das ganze Obergeschoss, durch das Dach, gegen den Himmel. Die
Wolken fingen an zu tanzen, schneller, schneller. Dann ertönte ein Sirren, das sich zu einer
Melodie aus nie gehörten Tönen verschmolz. Nun trieb es ihn mit unheimlicher Kraft durch Raum
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