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"Bitte, du hast es so gewollt," antwortete Elvira, die sich überhaupt nicht ansehen liess, dass
Friedels Ungläubigkeit sie stören oder verletzen würde. "Du bist achtunddreissig Jahre alt, bist
geschieden, hast keine Kinder und verdienst deinen Lebensunterhalt fast auf die gleiche Weise wie
wir, nämlich indem du auf der Strasse herumfährst und irgendwelchen Leuten irgendetwas
aufzuschwatzen versuchst. Soweit klar?"
Friedel war sprachlos. Das konnte eine wildfremde Frau doch gar nicht wissen, was er eben gehört
hatte. Aber er fing sich sofort wieder auf. Die hatten ihm doch irgendwie nachspioniert, dachte er.
Schliesslich hiess es ja nicht umsonst, die Zigeuner würden überall heranschleichen, die Leute
beobachten und günstige Gelegenheiten auskundschaften, damit sie alles, was nicht niet- und
nagelfest war, mitlaufen lassen konnten. Die sollten ihn noch kennenlernen. "Also was du mir bis
jetzt gesagt hast, das kann schliesslich jedes Kind herausfinden, wenn es will. Aber sage mir doch
mal etwas, was sonst niemand wissen kann als ich!"
"Schön, du willst es also tatsächlich so haben: Als du zwölf Jahre alt warst, hast du einen
heimlichen Schulschatz gehabt....."
"Na und; das hatten wir doch alle einmal, oder?"
"Sicher, wenigstens die meisten. Aber dein Schulschatz war eine Jenische, eine Zigeunerin, wie ihr
das zu nennen pflegt!"
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