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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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gestellt hätte. Er glaubte doch tatsächlich, er könne bei Silvia noch Nacherziehungsversuche

machen. Als er sich einmal ganz ungeniert erlaubte, die Kinderlosigkeit des Paares mit Zoten zu

garnieren, hängte es Friedel aus und er sagte ihm klipp und klar, wo der Zimmermann das Loch

gemacht habe für Gäste, die sich ungefragt in intime Angelegenheiten mische. Aber lange liess er

sich nicht ausklammern. Eine Zeitlang nahm er sich zwar zusammen. Aber seinem bösen Maul

konnte man keinen Maulkorb überstülpen. So sicher wie das Amen des Pfarrers spielte er bei

jedem Besuch wieder irgendwie auf das "Manko" an. Auch wenn Friedel ihn an das

Zimmermannsloch erinnerte, gab er nicht mehr auf. Friedel war aber einigermassen erstaunt, dass

Silvia ihren Mann nicht mehr unterstützte, sondern einmal giftig sagte: "An mir liegt`s ja sicher

nicht, denn meine Apparatur funktioniert jeden Monat pünktlich wie eine Uhr!"


"Dann muss es wohl am Setzholz fehlen, wenn der Boden gut ist," giftelte der Vater und schaute

tadelnd auf Friedel. Schliesslich konnte dieser nicht mehr anders als das Angebot machen, sie

beide könnten ja endlich zu einem Arzt gehen und den "Fehlbaren" ausfindig machen. Als ob

Silvia nur noch auf dieses Stichwort gewartet hätte, sagte sie sofort, diesen Gedanken hätte sie

schon lange. Sie habe sich nur nicht getraut, ihn endlich auszuspucken.


So wurde also ein Termin mit einem Spezialisten verabredet. Die Untersuchungen wurden

gewissenhaft durchgeführt und waren eindeutig: In Friedels Samenflüssigkeit regte sich zu wenig.

Oder anders ausgedrückt: Die Chance, dass eines der Spermen seinen von der Natur

vorgeschriebenen Weg innert nützlicher Zeit absolvieren konnte, war äusserst gering. "Sehen Sie",

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