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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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auch Sonja einen Schlüssel zur Wohnung des jungen Paares. Soweit so gut. Als aber die beiden das

erste Mal mit Dino auftauchten und diesen als Überraschung einfach in der Wohnung Sonjas

laufen liessen, bekam diese fast einen Anfall. Dinos erste Amtshandlung war nämlich die

natürlichste Sache für ihn, eben das, was seine Vorfahren seit tausenden von Generationen schon

praktiziert hatten, wenn sie ein neues Territorium in Besitz nahmen: er pinkelte in Sonjas Guter

Stube an ein Bein des Stubentisches! Silvia rannte zwar sofort nach einem Putzlappen, um das

Malör so klein wie möglich zu halten. Aber für Sonja war Dino für sein Leben abgestempelt.

"Dieses Viech kommt mir nie mehr in mein Haus," rief sie voller Entrüstung. Und sie liess sich

durch alle Beschwichtigungsversuche und Erklärungen, der Hund habe das ein erstes und letztes

Mal gemacht und werde nie mehr auf den Gedanken kommen, dies zu wiederholen, nicht

umstimmen. Ein Hund gehöre hinaus und niemals in eine Wohnung, erklärte sie kategorisch und

dabei blieb es dann auch. So wurde denn das unschuldige Kerlchen für etwas bestraft, für das er

bei seinen Artgenossen bestimmt einen Orden bekommen hätte, falls es diesen gegeben hätte. Bei

den Menschen aber wurde er nun mit einer langen Schnur im Garten von Sonja festgebunden und

wimmerte und jaulte kläglich, bis Friedel und Sonja frühzeitig wieder aufbrachen.


Schon vor dem Kauf von Dino hatten die drei ausgemacht, ihre nächstjährigen Ferien gemeinsam

in den Bergen zu verbringen. Durch eine vorsichtige Anfrage Friedels bei Sonja wurde abgesichert,

dass dieses Vorhaben trotz Anschaffung eines "Vieches" noch gelte. Komischerweise hatte Sonja

überhaupt keine Einwände vorzubringen. Sie meinte nur lakonisch: "Falls das Untier die Wohnung

voll pisst, ist das ja eure Sache und nicht die meinige. Für den Schaden habt ihr selber

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