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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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schlief er schnellstens ein und erwachte erst wieder, als ihn Silvia am Ärmel zupfte. "Soso", sagte

sie gespielt ungehalten, "so erzieht man also einen Hund. Dabei steht doch ausdrücklich im

Büchlein, man dürfe unter keinen Umständen weich werden, wenn das Hundchen zu einem ins

Bett kriechen wolle. Wie willst du denn mit der Erziehung weiterfahren, wenn du schon am ersten

Tag alle guten Vorsätze über Bord wirfst?"


"Du musst gerade noch etwas sagen," antwortete Friedel. "Wo und in wessen Armen ist denn der

kleine Kerl zuerst eingeschlafen? Doch in den deinen. Wärest du doch hart geblieben. Übrigens,

wer ist eigentlich zuständig für die allnächtlichen Pippigänge nach draussen? Könntest du dich

vielleicht daran beteiligen?"


Silvia sagte lieber nichts mehr. Sie wusste ja ganz genau, dass sie erstens auch nicht hart bleiben

konnte, wenn Dino sie so erbärmlich anbettelte und zweitens, dass sie die allnächtlichen Runden

mit Dino liebend gerne allesamt ihrem Herzallerliebsten überlassen würde.


Und so blieb es denn auch. Sie beschafften sich noch einen Pippispray, mit dem sie dem Hundchen

beibringen konnten, wo überall er sein Pippi hin pinkeln durfte. Zuerst durfte er im Korridor vor

der Haustüre auf eine dicke Zeitung. Diese plazierten sie jedesmal ein wenig weiter hinaus. Zuerst

vor die Haustüre, dann auf die Treppe und schliesslich unter die Büsche, wo er schon in der ersten

Nacht sich hingesetzt hatte. So lernte er innert einer Woche problemlos sauber zu werden. Dafür

hatte er sich das Recht damit erkauft, jede Nacht in Friedels Bett zu hüpfen und zu seinen Füssen

zu schlafen.

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