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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Der Gedanke liess ihn bis zu Hause nicht mehr los. Er konnte es gar nicht erwarten, bis er mit

Silvia darüber reden konnte. Wäre das denn nicht die Lösung schlechthin, wenn sie anscheinend

schon keine Kinder kriegen konnten?


Silvia war schon daheim, als Friedel ankam. In der letzten Zeit war ihre Begrüssung merklich

kühler geworden als am Anfang ihres gemeinsamen Lebens. Heute aber merkte Silvia schon beim

Eintritt ihres Mannes, dass heute etwas ganz Besonderes vorgefallen sein musste. Und als er ihr

beim Begrüssungskuss mit glänzenden Augen in die ihren sah, glaubte sie zuerst, ihr Mann sei

heute zum ersten Mal ein bisschen betrunken heimgekehrt. Aber Friedel liess sie nicht lange in

diesem Verdacht stehen, sondern fiel gleich mit der Türe ins Haus, als er sie fragte: "Was meinst

du, wollen wir uns ein Hündchen beschaffen?"


Silvia verstand zuerst gar nichts. Aber langsam dämmerte ihr, dass Friedel es tatsächlich ernst

meinte mit seiner Frage. Warum eigentlich nicht? dachte sie. Mit einem Hund konnte man

gemeinsame Spaziergänge machen. Ja, man musste sogar, bei gutem und schlechtem Wetter. So

käme man also gezwungenermassen viel an die frische Luft und man hätte immer ein Thema, so

wie anderer Leute ihr Thema eben die Kinder waren.


Sie schmiedeten seit langem wieder ausgiebig gemeinsam Träume. Auch der Vorschlag von

Friedel, das Hundchen, wenigstens am Anfang, solange Silvia noch arbeiten würde, mit dem

Wagen mitzunehmen, klang absolut plausibel und durchführbar. Aber woher denn eigentlich ein

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