134
er auf den Bauern zu, der einen Moment zu erschrecken schien. Sie begrüssten sich mit
Handschlag und der Bauer fragte: "Bist du schon lange hier?"
"Nein, soeben angekommen," log Friedel, denn er wollte nicht sagen, was er eben mit ansehen
musste.
"Na dann komm in die Küche. Die Frau kann uns ein Vesper auftischen. Mit kauenden Zähnen
lässt sich`s leichter geschäften."
Er drehte sich ohne auf die Zustimmung Friedels zu warten auf den Absätzen herum und ging
voraus in Richtung Küche. Friedel folgte ihm. Sein Blick wurde von den Schuhen des Bauers
magisch angezogen, waren diese doch über und über mit Mist überzogen. An den Sohlen hatte sich
eine zweite aus Kuhdung und Stroh gebildet. Bevor sie ins Haus traten, streifte der Bauer
symbolisch den rechten Schuh auf einer Türvorlage ab, die als solche nur noch durch ein paar
Fransen zu erkennen war. Die ganze übrige Fläche war ebenfalls durch eine dicke Mistlage
verdeckt. Gleichzeitig mit diesem improvisierten Reinigungsversuch schneuzte der Bauer mit der
rechten Hand die Nase, ohne Taschentuch, einfach so, halb draussen, halb drin in den Flur. Dann
trat er durch das Dunkel des Hausflurs in die Küche. Die Bäuerin war anscheinend schon auf sie
vorbereitet, denn auf dem Tisch standen ein Krug mit Most, ein Laib Brot und ein Teller mit
geräuchertem Schweinefleisch. Sie setzten sich an den riesigen Tisch aus massivem, nur roh
gehobeltem Eichenholz. Friedel wollte sich scheu nach einer Möglichkeit erkundigen, seine Hände
zu waschen Aber der Bauer kam ihm zuvor. "Greif zu," sagte er mit einer einladenden Geste. "Es
|
|