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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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"Ach nichts....." antwortete die Frau und drehte sich gegen den Hof. "Aber Sie wollen wohl zu

meinem Mann? Er ist hinten beim Schweinestall. Gehen Sie ruhig zu ihm. Die Hunde tun Ihnen

nichts."


Sie ging eilig zum Haus und begann an ihren Geranien zu zupfen. Friedel aber ging an der

inzwischen ruhig gewordenen Hundemutter vorbei durch den Pferdestall und suchte den Bauern.

Er brauchte nicht lange zu suchen, denn ein lautes Quietschen und Grunzen wies ihm den Weg. Als

er hinten aus dem Pferdestall kam, sah er den Bauern, der eben ein totes Ferkel in den Mixer warf.

Friedel blieb stehen, denn ihn interessierte, was der Bauer damit vorhatte. Dieser ging zu einer

Karre und entnahm ihm einige Säcke mit Knochen und ein Bündel Federvieh. Da drei Köpfe

daraus hervor lugten, mussten es wohl drei Hühner sein, überlegte Friedel messerscharf. Auch

dieses Bündel und einen der Säcke warf der Bauer in den Mixer. Dann gab er aus einer Kanne

noch einige Liter einer weissen Flüssigkeit dazu und drehte den Hauptschalter der Maschine.

Aufheulend setzte sich der Mixer mit einer unglaublich schnellen Drehzahl in Bewegung. Im

Gefäss gab es einige scharfe Geräusche und der Motor veränderte den Ton ein bisschen. Der Bauer

stand noch eine Weile dabei. Dann stellte er den Motor wieder ab und kippte das Gefäss in einige

bereitgestellte Eimer, welche er dann zu den quietschenden Schweinen trug und den Inhalt in die

Futtertröge schüttete. "Das ist ja der reinste Kannibalismus," entfuhr es Friedel. Er konnte sich

leicht vorstellen, was mit der Fehlgeburt einer Kuh passieren würde. An eine Fehlgeburt der

Bäuerin mochte er schon gar nicht mehr denken! Das wäre dann wohl auch das Ende der

Junghunde, überlegte er, falls sich nicht jemand ihrer vorher erbarmte und sie mitnahm. Dann ging

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