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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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können. Ihre frische Verliebtheit gab ihnen genug Kraft, fast Tag und Nacht ihrer Freizeit die

nötigen Übungen anzustellen, die normalerweise innert kürzester Zeit zu Nachwuchs führt. Aber

Monat um Monat verging und auf die Fragen von Friedel: "Hat es diesmal geklappt?" antwortete

Silvia meist nur noch mit einem unglücklichen Kopfschütteln. Auch nach einem Jahr war noch

kein rundliches Bäuchlein zu sehen, anhand dessen die ganze Verwandtschaft und Bekanntschaft

hätte annehmen können, im Hause Reist würde in Kürze Gevatter Storch seine Fracht abladen.


Nach bald zwei Jahren, in denen jeder "Gute Rat" von wohlmeinenden Bekannten und Verwandten

ausprobiert worden war, versuchten es Friedel und Silvia sogar noch mit "Naturheilern", die ihre

Dienste per Inseraten in den Tageszeitungen anpriesen. Aber ausser horrenden Beträgen, die

solcherart verschwendet wurden, war kein Resultat zu sehen. Die beiden Ehegesponse wagten

kaum mehr, sich im Bett auf ein Liebesspiel einzulassen. Denn es wurde zur fixen Idee, dieses sei

nur noch Mittel zum Zwecke der Fortpflanzung und keinesfalls ein Spiel, das einem Lust und

Freude verschaffen könnte. Und bald war es auch so weit, dass sie das Schlafengehen mit allen

möglichen und unmöglichen Tricks hinauszögerten, damit jedes im Bett sagen konnte: "Gute

Nacht, Liebes. Entschuldige, ich bin heute wieder so müde von all den Arbeiten und Pflichten,

dass......" Und das Andere antwortete kaum mehr mit einem "Gut Nacht," weil es bereits am

Einschlafen war.


Aber was immer die beiden taten untertags, frass sich der Gedanke in ihre Köpfe: "Wer von uns ist

denn im Fehler, dass es mit den Kindern nicht klappt?" Jedoch keines getraute sich zu fragen: "Du,

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