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kam sie näher. Friedel wollte aus Höflichkeit aufstehen, wie er das schliesslich im Leben gelernt
hatte. Aber die Frau drückte ihn mit einem lauten "Setz dich" in den Sessel. "Spiel nicht den
Kavalier, das ist bei uns nicht Mode. Trink lieber endlich deinen Kaffe, bevor er noch ganz kalt
geworden ist."
Friedel tat gehorsam, wie unter einem geheimen Zwang, wie ihm geheissen. Er beobachtete die
eben Eingetretene. Sie mochte etwa um die vierzig sein. Ihr Gesicht war tiefbraun. Der Körper
strahlte eine unerklärliche Erotik aus. Ihre Brüste hatte sie nur notdürftig zugedeckt und liessen
eine Fülle erahnen, die Friedel das Blut in den Kopf steigen liess. Er senkte seinen Kopf.
"Brauchst nicht so zu tun, als ob du nicht zwei und zwei zusammenzählen könntest." Die Frau
lächelte ihn mit einem blendendweissen Gebiss an, das überhaupt keine Mängel aufzuweisen
schien. Dann wandte sie sich zu den beiden Jüngeren. "Was sagt ihr nun; habe ich recht gehabt
oder nicht?"
Die beiden Frauen lachten Friedel an und dann wieder die andere. "Ja, du hast recht gehabt, Elvira,
wie immer. Bist halt doch die Beste, wenn es schon einige gibt in der Familie, die glauben, du seist
nur verrückt!" sagte Luna.
Alle drei Frauen lachten lauthals. Dann aber wurden sie wie auf Kommando wieder ernst. "Glaubst
du, der schafft es?" fragte Luna, sich zu der Frau drehend, die sie eben Elvira genannt hatte.
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