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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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"Eigentlich ist der Joshi ja gar nicht unser Mann, musst du wissen. Wir, die Lana und ich, wir sind

Zwillinge, wenn man uns das auch auf den ersten Blick nicht gibt. Und weil wir in einer

Vollmondnacht geboren wurden, hat mir, der Erstgeborenen, unsere Grossmutter den Namen

`Luna` gegeben, weil dies eben Mond heisst. Wäre die Lana zuerst aufgetaucht, dann würde eben

sie Luna heissen und nicht ich. Und Lana heisst sie, weil sie schon bei der Geburt Haare auf dem

Kopf hatte wie ein Schaf. Und weil unsere Grossmutter, die in unserem Klan das Sagen hatte,

italienischer Abstammung war, hat sie Lana eben Lana getauft, weil Lana, dort wo die Grossmutter

herkam, Wolle heisst. Soweit alles klar?"


Friedel schwirrte es im Kopf. Aber so langsam begriff er doch, wie die Sache sich verhielt. "Und

warum seid ihr denn hier, wenn ihr ja gar nicht mit eurem Mann, eh, dem Joshi, verheiratet seid,

wenigstens die eine? Beide könnten`s ja sowieso nicht sein, oder?"

"Hast du eine Ahnung", kicherte Lana, "was bei uns alles möglich ist. Nein, damit du gleich die

volle Wahrheit weisst...."


"Schweig doch!" Luna hielt ihrer Schwester mit beiden Händen den Mund zu. "Du musst doch

nicht einem Wildfremden unsere ganze Familienstory auf die Nase binden!"


"Warum nicht?" tönte plötzlich eine tiefe Stimme hinter Friedel. Friedel drehte sich erschrocken

um. Der Stimme nach musste es sich um einen Mann handeln. Aber im Türrahmen stand

offensichtlich eine Frau. Zwar konnte er das Gesicht nicht sehen, weil hinter ihr die Sonne schien.

Aber sie trug einen Rock bis zu den Knöcheln und hatte um ihre Schultern einen Schal gelegt. Nun

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