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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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anbot, die allen Beteiligten nützte. Denn Silvia und Friedel erklärten sich bereit, den ganzen

Hausrat der alten Frau in Miete mit zu übernehmen. Und ebenfalls wurde in den Mietvertrag

aufgenommen, das Haus müsse innert einem Monat wieder zur Verfügung stehen, falls die

Besitzerin tatsächlich wieder heim wollte.


Sie wollte nicht. Denn sie starb an einer Embolie, die wohl eine Nachwirkung ihres Sturzes war.

Kaum bezogen, wurde das Zimmer im Altenheim also schon wieder für den nächsten Kandidaten

hergerichtet, der hier seine letzten Tage verbringen sollte. Das Gezänk um das Häuschen der alten

Frau konnte beginnen. In der Zwischenzeit fieberten die beiden Verliebten der Meldung entgegen,

das Haus, worauf sie sich so gefreut hatten, würde nun verkauft. Aber sie täuschten sich. Denn die

Erben der Liegenschaft wurden sich nicht einig, was damit zu geschehen habe. Die einen waren für

einen sofortigen Verkauf, weil sie bares Geld sehen wollten. Die anderen wiesen auf die schlechte

Zeit, eine Liegenschaft zu verkaufen, hin. Und schliesslich einigte man sich darauf, mit dem

Verkauf noch zu warten, denn schliesslich käme ja auch durch die Vermietung einiges an Barem

herein. Der wahre Grund des Zuwartens aber war wohl, dass keiner den anderen traute, diese

würden ihn nicht irgendwie übers Ohr zu hauen versuchen beim Verkauf.


Friedel und Silvia atmeten erleichtert auf. Sie warteten nicht zu, bis Friedels Mietvertrag

abgelaufen war, sondern zügelten seine Möbel unverzüglich in das Haus. Denn schliesslich konnte

man ja nicht wissen, ob sich die Erben nicht doch noch eines Besseren entscheiden würden!

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