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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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wissen bekommen, Friedel sei nun ab sofort kein Freiwild mehr, sondern in festen Händen: den

ihren! Das war nicht so leicht zu verkraften. Was aber sollte sie denn unternehmen, um doch noch

ein Zipfelchen von Friedel - und das war wortwörtlich zu nehmen - zu erhaschen! Sie telefonierte

ihm mehrmals ins Geschäft, da sie sicher sein wollte, dass nicht etwa Silvia zu Hause den Hörer

abnehmen würde. Denn schon bevor diese mit Friedel zusammenzog, waren die beiden jede freie

Minute zusammen. Und für Friedel waren diese Gespräche am Telefon mit seiner Ex-Geliebten

alles andere als erfreulich. Denn im Grunde seines Herzens war er ein Typ, der niemanden weh tun

und sehr schlecht nein sagen konnte. Aber ihm war klar geworden, ein Verhältnis so übers Kreuz

würde auf die Dauer nur allen schaden und niemandem nützen. So nahm er eben allen Mut

zusammen und machte dies Margit klar. Aber erst als er ihr zu verstehen gab, Silvia sei sehr

eifersüchtig und es sei ihr absolut zuzutrauen, dass sie Lutz informieren würde, wenn es keine

andere Lösung mehr gäbe für eine Bereinigung der Situation, gab sie auf. Von da an hörte Friedel

nichts mehr von ihr. Ein schwerer Stein fiel ihm zwar vom Herzen, aber ein Teil seines schlechten

Gewissens war nicht zu besänftigen.


Sie suchten sich eine neue Bleibe. Am liebsten hätten sie ein Haus erstanden, aber die Preise waren

absolut indiskutabel bei ihren Einkommen. Im Moment arbeiteten zwar noch beide. Die

Bankzinsen wären bei allergrössten Sparsamkeit noch aufzubringen gewesen. Aber für eine

Amortisation der Schulden reichte es hinten und vorne nicht. Und was war, wenn Silvia schon bald

guter Hoffnung sein würde? Und dass sie dies wollte, daran zweifelte Friedel nicht, denn sie liess

durchblicken, es wäre ihr sehnlichster Wunsch, möglichst bald ein Baby zu haben. Dies war wohl

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