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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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aus einer anderen Welt. Da erst merkte Friedel, dass er am ganzen Körper und an der Kleidung mit

einer dicken Staubschicht bedeckt war. Der Schweiss hatte richtige Bachgräblein in sein Gesicht

geschnitten.


Er fragte die beiden Bergler, ob er sich irgendwo waschen könne. Der Mann deutete stumm mit

dem Gabelstiel nach dem Stadel, wo ein Brunnen stand. Friedel klopfte zuerst den Staub von der

Kleidung und wusch sich dann im Wasserstrahl das Gesicht. Die beiden Leute waren ihnen

langsam gefolgt. Der Mann fragte, ob Friedel etwa in die Rüfe gekommen sei. Dieser erzählte

seine Geschichte. Die beiden Gestalten schauten einander mit offenen Mündern an und der Frau

entfielen die Worte: "Jesses, der Rüfigeist!"


Natürlich wollte Friedel nun wissen, was es mit diesem "Rüfigeist" denn auf sich habe. Sie

erzählten, vor Jahrzehnten sei ein Bergführer aus Stechelberg mit einer Gruppe Touristen in der

Gegend auf einer Tour gewesen. Da ein Gewitter sie überrascht habe, sei der Bergführer wohl

etwas unvorsichtig gewesen und habe ein Geröllfeld überqueren wollen, das ringsum als gefährlich

bekannt gewesen sei. Da habe sich eine Rüfe gelöst und die ganze Gruppe sei zu Tale gerissen und

eine Frau und ein Kind seien erschlagen worden. Vom Bergführer und seinem Hund habe man nur

noch einen Schuh und ein Seil gefunden. Alles Suchen habe nichts gebracht. Nun höre man hin

und wieder von Berggängern, die allein auf Tour seien, sie hätten den Mann gesehen und er habe

sie vor unbekannten Gefahren gewarnt.

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