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Nach kurzem Zögern besah er sich die Gegend etwas genauer. Vor ihm lag eine Strecke von
einigen hundert Metern steil abfallender Steinöde. Etwa hundert Meter unterhalb aber wurde das
Geröllfeld etwas flacher. Er kraxelte also nach unten und wollte eben die Überquerung in Angriff
nehmen, als er hinter sich Hundegebell und Schimpfen hörte. Missmutig drehte er sich um. Wollte
da etwa noch jemand mit Hund die Geröllhalde überqueren? Und merkwürdig war, dass Dino, der
doch sonst keinen Hund auch nur von weitem sehen oder hören konnte, ohne ihn an zu bellen,
heute überhaupt keinen einzigen Laut von sich gab, sondern sich sogar mit gesträubten Haaren
zwischen die Beine seines Meisters verkriechen wollte.
Was Friedel sah, das erstaunte ihn einigermassen: Der nachfolgende Hund entpuppte sich als ein
Riesenexemplar von Sennenhund. Sein menschlicher Begleiter aber war ein altes, verhutzeltes
Männchen. Was aber am seltsamsten berührte, das war die altertümliche Aufmachung des
Männchens. Sein Bart war eingeklemmt in einen steifen Kittelkragen und die Knickerbockerhose
mochte um die Jahrhundertwende noch gerade in Mode gewesen sein. Der Rucksack war aus
abgewetztem Leder. Darauf hatte der Mann Steigeisen und Seile gepackt.
Erst jetzt merkte Friedel, dass der Mann nicht etwa mit seinem Hund schimpfte, sondern mit ihm.
Von Büchsen und sonstigem Unrat sprach er, die Friedel bei seiner Rast eben vorhin hätte liegen
lassen. Seine Einwände, er hätte ja gar keine Rast gemacht, sondern sei eben von dort oben
herunter gestiegen, schien das Hutzelmännchen gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, sondern
forderte ihn immer wieder auf, ihm zu folgen und seinen Dreck aufzuräumen. Dem Frieden zuliebe
ging Friedel also hinter ihm her. Er führte ihn und Dino hinter einen grossen Felsbrocken und
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