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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Dino ging auf den grossen Hund zu. Sie beschnupperten sich ausgiebig. Dann versuchte jeder, dem

anderen auf den Rücken zu steigen. Da aber keiner das recht leiden konnte, blieb es beim Versuch.

Dino ging gemessenen Schrittes um das ganze Lager und versprühte da und dort seine Duftmarken.

Der andere Hund folgte ihm, soweit es seine Kette erlaubte, die nicht eben kurz war und erst noch

mittels einer Rolle auf einem von Baum zu Baum gespannten Drahtseil lief. Als Dino schliesslich

alles beschnuppert und markiert hatte, rannte er zu seinem Meister zurück, der immer noch in

respektvoller Distanz dem Treiben der beiden Hunde zugeschaut hatte. "Pech gehabt", brummte

dieser zum Hund, "wir müssen uns einen anderen Platz suchen. Dann ist es halt wohl nichts

gewesen mit dem freien Herumtoben. Hier hättest du machen können, nach was du gerade Lust

gehabt hättest. Nun werde ich dich halt an die Leine nehmen müssen. Und die Kapitale dort beim

Felsen wird sich noch weiter ihres nassen Lebens freuen können. Sorry." Er wollte eben die Leine

aus dem Sack nehmen, als er eine Türe sich knarrend und quietschend öffnen hörte. Überrascht

drehte er sich wieder zu den beiden Wagen um. Da gingen leichtfüssig zwei weibliche Gestalten

die niedrige Eisentreppe hinunter, die an den Wagen geschraubt war. "He du", rief die eine mit

recht rauchiger Stimme, "brauchst keine Angst zu haben. Weder wir noch der Hund tun dir etwas.

Komm schon hervor und zeig` dich. Wir haben dich schon gesehen, brauchst nicht zu versuchen,

dich unsichtbar zu machen."


Verdattert stand Friedel da. Unschlüssig drehte er den Karabinerhaken der Leine in der Hand

herum. Sollte er oder sollte er nicht? Schliesslich hatte er ja die älteren Rechte auf die Lichtung,

fischte da schon jahrelang. Entschlossen schritt er auf die beiden Frauen zu. Als er sich auf einige

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