Benutzerprofil von EmilWachkopp
Aber eigentlich bin ich in dies Forum auch verkehrt. Was ich schreib, ist ja nicht Geschichte, auch keine erfundenen Erzählungen, sondern wissenschaftliche Vorgeschichte. Aber dafür gibt es kein Forum.
Na denn.
„Ich krieg keine Luft!!!!!!!” brüllte Edmund auf die Notstation des Kreiskrankenhauses. „Wie, was, keine Luft?“ fragte die Krankenschwester und fächerte sich mit der Hand den Alkoholgestank von ihrer Nase weg. „Immer wenn ich aus- oder einatmen tu, denn blubbert und plätschert das in meinem Bauch, als wie wenn ich ein Aquarium verschluckt hätte.“ „Es riecht aber nicht nach einem gewöhnlichen Aquarium“, sagte die Krankenschwester und fächerte mit der Hand noch einmal vor ihrer Nase herum.
Sie pumpten Edmund 18 Liter Flüssigkeit aus die Lunge. Dat is, wenn dat Hart nich mehr richtig mitmaken will. Denn kannst dat hebben. Aber das Schöne ist: Das, was alle zunächst für Wasser hielten, entpuppte sich als reiner Sprit. „Das ist …. Das ist … Märchenhaft ist das“, hechelte Edmund mit dem Glücksgefühl eines kleinen Kindes beim Anblick des Weihnachtsbaumes. „Ich wusste gar nicht, dass ich eine Schnapsfabrik im Brustkasten hatte.“ Die 18 Liter Schnaps wurden in 18 Literflaschen abgefüllt. Diese durfte Edmund dann mit nach Hause nehmen, um sich die Lunge nochmal voll zu kübeln. „Recycling“ würde man das heute nennen.
Na ja, ich schreib diesen Quatsch ja auch nur, falls wer sich über wundert, von wo der Ausdruck „Säuferlunge“ her ist.
Eigentlich wollte ich doch was ganz anderes erzählen. Weil: Ich hab doch wieder gegrübelt. Aber nicht über die Entstehung landläufiger Ausdrücke, sondern über meine eigne Entstehung. Darüber hab ich tagelang nachgegrübelt. Denn von irgendwo muss ich doch her sein.
Jedenfalls: Grübeln lohnt sich bei Emil immer, denn … Na ja, warum sollte ich das nicht zugeben? Wo es doch jeder ahnt. Ich hab, bei all meiner mir angeborenen vorbildlichen Bescheidenheit, ein hervorragendes Gedächtnis. Wahrscheinlich das hervorragendste, das es jemals gegeben hat. Aber ich muss immer erst stundenlang meditieren, um die Tore zu meiner Seele zu öffnen, so dass diese mir jedes ihrer Geheimnisse preisgibt. Und denn muss ich alles immer sofort aufschreiben, weil ins Alter der Kopp doch immer schon wuchtig abflaut, und damit auch das Gedächtnis. Schlimm ist das!
Meine tiefste Erinnerung, die aus Urzeiten stammen muss, ist allerdings ziemlich vernebelt. Aber ich sehe mich trotzdem mit einiger Klarheit: Ein glitschiger Adelsschleimkloß, der in einer Pfütze herumplatscht. Augen hab ich noch keine, aber doch schon ein Loch im Körper. Eine Art Futtereinnahmeloch, könnte man es nennen.
Meine Tage verbrachte ich größtenteils damit, mich im Schlamm zu wälzen und nach Insekten zu schnappen. Wenn ich Sott hatte, erwischte ich einen richtig fetten Brummer und machte dann sofort meinen Mittagsschlaf. Wenn es aber bloß abgemagerte Mücken waren, denn musste ich entweder mit knurrendem Magen ins Bett oder bis nach Mitternacht schnappen und schnappen und schnappen, ehe ich einigermaßen satt war.
Richtig! Gezeugt hab ich ja auch. Aber immer ehrer büschen nebenbei. Ja, falls man das überhaupt „Zeugen“ nennen kann. Plötzlich – wie aus dem Nichts heraus – teilte sich plötzlich mein kloßiger Körper! „Kloß-Emil“, denk ich noch, „jetzt hat deine letzte Stunde geschlagen.“ Aber zu meiner großen Verwunderung war das gar nicht der Tod, der mir auf Raten haschte. Nein, plötzlich macht es „plupps“ – und ich war zwei. D.h. da waren wir zwei Emil- Klöße. Wie ich das genau gemacht hab, das hab ich gar nicht begriffen. Aber man muss bedenken, dass ich bloß ein Klops mit fast gar keinem Gehirn war. Von einem solchen kann man intellektuelle Einsichten noch nicht so erwarten.
Jedenfalls: Allmählich wurden wir immer mehr Emil-Klöße. Als wir derer zehn waren, verließ ich empört die Pfütze, in der es mittlerweile wie in einem Irrenhaus zuging, und kroch an Land. Unwissend dass ich mich damit zur direkten Ursache einer phantastischen Evolution machte. Mein subjektives Motiv war, der Idiotenpfütze zu entkommen, in der es kein normaler Emil-Klops mehr im Kloßkopp aushalten konnte.
Meine Zeit als Affe war schon viel sonniger. Na ja, Affe wull noch nicht ganz. Ehrer eine Mischung aus Affe und Krokodil. Aber obwohl ich eine große Klappe und sehr scharfe Zähne hatte, war ich doch im Grunde friedlich. Ich hab nur gebissen, wenn mir jemand mein Fressen oder meine Äffin wegnehmen wollte. Sonst nicht so.
Aber hier muss man auch bedenken, dass ich meine Äffin doch brauchte. Zus Zeugen und für die Läuse. Wir waren sehr fürs Kameradliche. Das erinnere ich noch haargenau. Wir haben uns beis Bananenholen immer abgewechselt. Einer holte Bananen, der andere bewachte den Ast, der uns als Wohnraum zustand. Wir hatten nur einen –sogar ziemlich schmalen – Ast, weil wir noch kinderlos waren. Kinderfamilien hatten Anspruch auf zwischen zwei bis vier Äste. Je nach Kinderzahl. Dass wir noch keine Affenkinder hatten, lag daran, dass ich – weil ich das doch von meiner Schleimkloßzeit her noch so gewohnt war – ungeduldig darauf wartete, dass es endlich mal „plupps“ machen würde. Aber es pluppste nicht, und deshalb musste ich mich – büschen verschämt, gib ich zu – der Methode, wie sie meine Äffin mir seit Jahren gepredigt hatte, bedienen. „Wie die Sitten sich doch ändern“, dachte ich im Stillen.
Komisch ist das Leben! Erst wird Dir als Schleimkloß Dein Nachtschlaf durch das ewige Krachen und Poltern der Vulkane geraubt. Dann gewöhnst Du Dir als Affe an ein stilles, sonniges Klima. Und dann bist Du plötzlich Adelshöhlenmensch und klapperst von morgens bis abends vor Kälte. Denn das Klima war tatsächlich ars… sehr kalt. Das erinnere ich noch haargenau. Auch, dass ich mir meinen Lebensunterhalt mit die Keule verdienen musste. Immer Peng auf die Rübe. Aber was willst machen? Wenn der Magen knurrt.
Das meiste hab ich längst vergessen, weil ins Alter doch der Kopp immer schon mal wuchtig abflaut. Aber mir ist noch in Erinnerung geblieben, dass ich damals so unzweckmäßig große Mauken hatte. Wahrscheinlich waren das ehrer noch Schwimmflossen als Füße. Aber so ein Quatsch! Wo willst Du denn rumplantschen, wenn alles vereist ist? „Die Natur ist nicht ganz dicht“, sagte ich oft zu meiner Höhlenfrau. „Das war früher noch alles ganz anders.“
Na ja, Zeugen war auch. Aber richtigen Spaß gemacht hat es schon deshalb nicht, weil es doch immer schnell-schnell, husch-husch gehen musste. Vonwegen die Kälte. Da will man doch seine Gliedmaßen immer schön im Fell verpackt haben, und sie nicht auch noch an die Luft ziehen. Das war nümlich zu die Zeit so, dass wenn sich wer was verfroren hatte, denn konnte man es nur noch mit handgreiflichen Wiederbelebungsübungen versuchen. Was Warmes zum Auftauen war nümlich nicht da. Schlimme Zeiten waren das.
Ich wurde noch einmal als Höhlenmensch geboren. Aber das war später. Und da sah ich auch schon ganz anders aus. Richtig normale Mauken, fast ohne Haare dran. Außerdem war ich Stammhäuptling und hab einmal im Monat eine Rede an das Volk gehalten. An meine weltgeschichtlich bedeutendste Rede kann ich mir noch haargenau erinnern. Ich holte ganz tief Luft, wirbelte mit meinem Herrscherstab in der Luft herum und kreischte mit meiner doch noch ziemlich tierischen Stimme:
„Die Natur ist bekloppt!!“
„Ja, ja!“ rief das Volk. „Bekloppt, ja!“
„Genau!! Und warum ist sie bekloppt?“
„Sag es, oh sag es uns an!“
„Weil die Götter sauer auf uns sind!!“
„Oh Graus, oh weh! Wir sind verloren!“
„Und warum sind sie sauer auf uns?“
„Oh, sag es uns an! Sag es uns schnell!“
„Weil wir ihnen keine Brandopfer darbieten.“
„Waaaaaaasss??“
„Und warum bieten wir ihnen keine Brandopfer dar?“
„Sag es, oh Häuptling, sag an.“
„Weil wir es nicht können.“
„Oh weh! Oh weh!“
„Und warum können wir es nicht?“
„Sag es uns!“
„Weil wir kein Feuer haben!“
„Waaaaaaasssss?“
„Ich muss“, dachte ich im Stillen, „irgendwie Feuer erzeugen. Die Frage aber ist: Wie?“
Damit hatte ich – wenngleich unbewusst – den Weg geebnet, nicht nur für eine revolutionäre Verwandlung affenmenschlichen Daseins, sondern auch für eine Evolution ohne gleichen. Aber das erzähle ich das nächste Mal.
EmilWachkopp hat das Thema Evolutionsreinkarnationen im Forum Diskussion historischer Ereignisse eröffnet
„Ich krieg keine Luft!!!!!!!” brüllte Edmund auf die Notstation des Kreiskrankenhauses. „Wie, was, keine Luft?“ fragte die Krankenschwester und fächerte sich mit der Hand den Alkoholgestank von ihrer Nase weg. „Immer wenn ich aus- oder einatmen tu, denn blubbert und plätschert das in meinem Bauch, als wie wenn ich ein Aquarium verschluckt hätte.“ „Es riecht aber nicht nach einem gewöhnlichen Aquarium“, sagte die Krankenschwester und fächerte mit der Hand noch einmal vor ihrer Nase herum.
Sie pumpten Edmund 18 Liter Flüssigkeit aus die Lunge. Dat is, wenn dat Hart nich mehr richtig mitmaken will. Denn kannst dat hebben. Aber das Schöne ist: Das, was alle zunächst für Wasser hielten, entpuppte sich als reiner Sprit. „Das ist …. Das ist … Märchenhaft ist das“, hechelte Edmund mit dem Glücksgefühl eines kleinen Kindes beim Anblick des Weihnachtsbaumes. „Ich wusste gar nicht, dass ich eine Schnapsfabrik im Brustkasten hatte.“ Die 18 Liter Schnaps wurden in 18 Literflaschen abgefüllt. Diese durfte Edmund dann mit nach Hause nehmen, um sich die Lunge nochmal voll zu kübeln. „Recycling“ würde man das heute nennen.
Na ja, ich schreib diesen Quatsch ja auch nur, falls wer sich über wundert, von wo der Ausdruck „Säuferlunge“ her ist.
Eigentlich wollte ich doch was ganz anderes erzählen. Weil: Ich hab doch wieder gegrübelt. Aber nicht über die Entstehung landläufiger Ausdrücke, sondern über meine eigne Entstehung. Darüber hab ich tagelang nachgegrübelt. Denn von irgendwo muss ich doch her sein.
Jedenfalls: Grübeln lohnt sich bei Emil immer, denn … Na ja, warum sollte ich das nicht zugeben? Wo es doch jeder ahnt. Ich hab, bei all meiner mir angeborenen vorbildlichen Bescheidenheit, ein hervorragendes Gedächtnis. Wahrscheinlich das hervorragendste, das es jemals gegeben hat. Aber ich muss immer erst stundenlang meditieren, um die Tore zu meiner Seele zu öffnen, so dass diese mir jedes ihrer Geheimnisse preisgibt. Und denn muss ich alles immer sofort aufschreiben, weil ins Alter der Kopp doch immer schon wuchtig abflaut, und damit auch das Gedächtnis. Schlimm ist das!
Meine tiefste Erinnerung, die aus Urzeiten stammen muss, ist allerdings ziemlich vernebelt. Aber ich sehe mich trotzdem mit einiger Klarheit: Ein glitschiger Adelsschleimkloß, der in einer Pfütze herumplatscht. Augen hab ich noch keine, aber doch schon ein Loch im Körper. Eine Art Futtereinnahmeloch, könnte man es nennen.
Meine Tage verbrachte ich größtenteils damit, mich im Schlamm zu wälzen und nach Insekten zu schnappen. Wenn ich Sott hatte, erwischte ich einen richtig fetten Brummer und machte dann sofort meinen Mittagsschlaf. Wenn es aber bloß abgemagerte Mücken waren, denn musste ich entweder mit knurrendem Magen ins Bett oder bis nach Mitternacht schnappen und schnappen und schnappen, ehe ich einigermaßen satt war.
Richtig! Gezeugt hab ich ja auch. Aber immer ehrer büschen nebenbei. Ja, falls man das überhaupt „Zeugen“ nennen kann. Plötzlich – wie aus dem Nichts heraus – teilte sich plötzlich mein kloßiger Körper! „Kloß-Emil“, denk ich noch, „jetzt hat deine letzte Stunde geschlagen.“ Aber zu meiner großen Verwunderung war das gar nicht der Tod, der mir auf Raten haschte. Nein, plötzlich macht es „plupps“ – und ich war zwei. D.h. da waren wir zwei Emil- Klöße. Wie ich das genau gemacht hab, das hab ich gar nicht begriffen. Aber man muss bedenken, dass ich bloß ein Klops mit fast gar keinem Gehirn war. Von einem solchen kann man intellektuelle Einsichten noch nicht so erwarten.
Jedenfalls: Allmählich wurden wir immer mehr Emil-Klöße. Als wir derer zehn waren, verließ ich empört die Pfütze, in der es mittlerweile wie in einem Irrenhaus zuging, und kroch an Land. Unwissend dass ich mich damit zur direkten Ursache einer phantastischen Evolution machte. Mein subjektives Motiv war, der Idiotenpfütze zu entkommen, in der es kein normaler Emil-Klops mehr im Kloßkopp aushalten konnte.
Meine Zeit als Affe war schon viel sonniger. Na ja, Affe wull noch nicht ganz. Ehrer eine Mischung aus Affe und Krokodil. Aber obwohl ich eine große Klappe und sehr scharfe Zähne hatte, war ich doch im Grunde friedlich. Ich hab nur gebissen, wenn mir jemand mein Fressen oder meine Äffin wegnehmen wollte. Sonst nicht so.
Aber hier muss man auch bedenken, dass ich meine Äffin doch brauchte. Zus Zeugen und für die Läuse. Wir waren sehr fürs Kameradliche. Das erinnere ich noch haargenau. Wir haben uns beis Bananenholen immer abgewechselt. Einer holte Bananen, der andere bewachte den Ast, der uns als Wohnraum zustand. Wir hatten nur einen –sogar ziemlich schmalen – Ast, weil wir noch kinderlos waren. Kinderfamilien hatten Anspruch auf zwischen zwei bis vier Äste. Je nach Kinderzahl. Dass wir noch keine Affenkinder hatten, lag daran, dass ich – weil ich das doch von meiner Schleimkloßzeit her noch so gewohnt war – ungeduldig darauf wartete, dass es endlich mal „plupps“ machen würde. Aber es pluppste nicht, und deshalb musste ich mich – büschen verschämt, gib ich zu – der Methode, wie sie meine Äffin mir seit Jahren gepredigt hatte, bedienen. „Wie die Sitten sich doch ändern“, dachte ich im Stillen.
Komisch ist das Leben! Erst wird Dir als Schleimkloß Dein Nachtschlaf durch das ewige Krachen und Poltern der Vulkane geraubt. Dann gewöhnst Du Dir als Affe an ein stilles, sonniges Klima. Und dann bist Du plötzlich Adelshöhlenmensch und klapperst von morgens bis abends vor Kälte. Denn das Klima war tatsächlich ars… sehr kalt. Das erinnere ich noch haargenau. Auch, dass ich mir meinen Lebensunterhalt mit die Keule verdienen musste. Immer Peng auf die Rübe. Aber was willst machen? Wenn der Magen knurrt.
Das meiste hab ich längst vergessen, weil ins Alter doch der Kopp immer schon mal wuchtig abflaut. Aber mir ist noch in Erinnerung geblieben, dass ich damals so unzweckmäßig große Mauken hatte. Wahrscheinlich waren das ehrer noch Schwimmflossen als Füße. Aber so ein Quatsch! Wo willst Du denn rumplantschen, wenn alles vereist ist? „Die Natur ist nicht ganz dicht“, sagte ich oft zu meiner Höhlenfrau. „Das war früher noch alles ganz anders.“
Na ja, Zeugen war auch. Aber richtigen Spaß gemacht hat es schon deshalb nicht, weil es doch immer schnell-schnell, husch-husch gehen musste. Vonwegen die Kälte. Da will man doch seine Gliedmaßen immer schön im Fell verpackt haben, und sie nicht auch noch an die Luft ziehen. Das war nümlich zu die Zeit so, dass wenn sich wer was verfroren hatte, denn konnte man es nur noch mit handgreiflichen Wiederbelebungsübungen versuchen. Was Warmes zum Auftauen war nümlich nicht da. Schlimme Zeiten waren das.
Ich wurde noch einmal als Höhlenmensch geboren. Aber das war später. Und da sah ich auch schon ganz anders aus. Richtig normale Mauken, fast ohne Haare dran. Außerdem war ich Stammhäuptling und hab einmal im Monat eine Rede an das Volk gehalten. An meine weltgeschichtlich bedeutendste Rede kann ich mir noch haargenau erinnern. Ich holte ganz tief Luft, wirbelte mit meinem Herrscherstab in der Luft herum und kreischte mit meiner doch noch ziemlich tierischen Stimme:
„Die Natur ist bekloppt!!“
„Ja, ja!“ rief das Volk. „Bekloppt, ja!“
„Genau!! Und warum ist sie bekloppt?“
„Sag es, oh sag es uns an!“
„Weil die Götter sauer auf uns sind!!“
„Oh Graus, oh weh! Wir sind verloren!“
„Und warum sind sie sauer auf uns?“
„Oh, sag es uns an! Sag es uns schnell!“
„Weil wir ihnen keine Brandopfer darbieten.“
„Waaaaaaasss??“
„Und warum bieten wir ihnen keine Brandopfer dar?“
„Sag es, oh Häuptling, sag an.“
„Weil wir es nicht können.“
„Oh weh! Oh weh!“
„Und warum können wir es nicht?“
„Sag es uns!“
„Weil wir kein Feuer haben!“
„Waaaaaaasssss?“
„Ich muss“, dachte ich im Stillen, „irgendwie Feuer erzeugen. Die Frage aber ist: Wie?“
Damit hatte ich – wenngleich unbewusst – den Weg geebnet, nicht nur für eine revolutionäre Verwandlung affenmenschlichen Daseins, sondern auch für eine Evolution ohne gleichen. Aber das erzähle ich das nächste Mal.
Ich glaube nicht, dass es eine Form der Erinnerung gibt, die vor langem Erlebtes einfach "realistisch" wiederspiegelt. Jede Erinnerung ist eine Neuauflage, d.h. etwas, was das Gehirn bearbeitet und neu interpretiert hat. Vielleicht sind vereinzelte Erinnerungsfetzen hier eine Ausnahme. Aber darüber hinaus ist jede Erinnerung eine nach bestimmten Mustern erzeugte Neuinterpretation des Gehirns. Vielleicht bedeutet das sogar, dass je deutlicher eine Erinnerung ist, desto falscher ist sie auch.
Da hast Du wahrscheinlich Recht, Vera. Nu ist es hier ins Forum allerdings verboten, Leute anzumotzen. Aber ich finde, wenn es sich um Personen handelt, die gerade nicht anwesend sind: über die müsste man doch büschen tratschen dürfen. Jedenfalls: Von diesem Grundsatz ausgehend posaune ich es in alle Welt: Büschen komisch war die Lise. Wie soll man sich sonst erklären, dass sie sich ihre Männer lieber aus die Kneipe holte als vom Schrottplatz? Aber damit hab ich schon fasst zuviel verraten, so dass jetzt eisernes Schweigen angesagt ist.
Wenn man das mal genau bedenkt. So eine doofe Nuss. Paar Jahre später geht sie bei und heiratet den Wilhelm vom Nachbarhof. Einen ganz ungehobelten Klotz. Natürlich haben sie sich in die Dorfkneipe getroffen. Und denn beide auch noch wuchtig besäuselt. Aber ein Jahr später hat sie sich wieder scheiden lassen. Das war, der hat doch so schwer gesoffen. Na, ich sag nichts mehr. Kein weiteres Wort kommt über meine Lippen.
Aber wenn man da mal genau über nachdenkt. Ich kannte den Kerl seit 25 Jahren, habe ihn aber nicht ein einiges Mal nüchtern gesehen.
Sowas gehört sich nicht. So ein Lotterleben, mein ich. Man kübelt nicht solche gewaltigen Mengen in sich rein, dass man niemals nüchtern wird. Außer man hat einen Haschmich. Denn vielleicht schon ehrer mal.
Ich hab es mir schon lange zur Gewohnheit gemacht, von Zeit zu Zeit mein Leben noch einmal bruchstückweise vor meinem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen. Dabei fällt mir immer häufiger auf, dass ich offenbar, trotz meiner jungen Jahre, doch schon ganz schön tüdelich werde. D.h. das Gedächtnis lässt nach, weil der Kopf immer mehr abflaut. Aber so ist das wull, wenn man so Asbach-uralt ist wie ich.
Wie viel und wie intensiv ich auch grübele, kann ich mir nicht in Erinnerung rufen, ob ich im Jahr 1908 Dozent an der Hamburger Uni oder ob ich Lumpensammler war. Von einem Standpunkt aus gesehen ist die Frage nicht so entscheidend, weil das damals gleichwertige Statusberufe waren. Allerdings nur falls man selbstständiger Lumpensammler war!! Einfacher Lumpensammlergeselle oder Lumpensammlerlehrling – nein, das gildete damals nicht. Das hatte nicht denselben Wert wie das Akademische.
Aber trotzdem: Ich will das einfach wissen. Ich will Klarheit über mein Leben haben, damit ich später mal im Fegefeuer Rede und Antwort stehen kann. Nicht dass die mir da Taten eintrichtern, die ich gar nicht begangen habe. Deswegen will ich doch nicht als alter Tüdelpott ins Fegefeuer.
Gerade gestern dachte ich für einen Augenblick, ich hätte die Antwort gefunden. Denn ich hatte auf meinem Dachboden ein altes Fotoalbum hervorgekramt. Und in dem fand ich eine Fotographie von mir aus dem Jahre 1908. Ich stehe voller Stolz neben meinem auf Hochglanz geputzten Lumpensammlerauto (einem Tempo) mit der rechten Hand zärtlich auf seinem Dach. „Na siehste Emil“, sagte ich zu mir, „da hast du ja endlich die Antwort auf deine Frage.“ Aber dann!!! Nur wer weiß, wie sich das Aufwachen aus einem herrlichen Traum anfühlt, kann mir verstehen. So ein böses Erwachen aber auch! Jetzt erst sah ich nümlich den Hintergrund auf dem Foto, der mir bis dahin, weil ich mich ganz auf den Vordergrund konzentriert hatte, entgangen war. Im Hintergrund sieht man klar und deutlich die Hamburger Uni!
Also war ich nicht schlauer als vorher. Bin ich mit dem Lumpensammlerauto zu einer Vorlesung gefahren? Oder hab ich bei die Uni Lumpen oder Schrott abgeholt? Im ersten Fall wäre ich Angestellter, im zweiten Fall aber sogar diplomierter Lumpensammler und Schrotthändler gewesen.
Ich finde mir langsam damit ab, dass ich die Frage nie werde lösen können. Aber als Entschädigung kam mir eine andere liebe, zeitweilig entlaufene, Erinnerung zurück ins Gedächtnis. Die Lise, in die ich mir doch damals verliebt hatte. Um gleich von Anfang an einen guten Eindruck auf sie zu machen, wollte ich ganz groß mit ihr ausgehen, und dabei nicht auf den Pfennig schauen, wie ich es heute, wo ich jeden Tag knickeriger werde, immer tue.
Na ja, sie hat schon große Augen gemacht, als ich mit meinem Lumpensammlertempo um die Ecke gebogen kam. Auch meine Lumpensammlerberufskleidung mit lotteriger Berufshose und brauner Berufsschirmmütze hat sie etwas skeptisch unter die Lupe genommen. Aber eingestiegen ist sie trotzdem. Schon nach zehn Metern hielt ich an und sie sagte: „Warum hältst du denn hier, Emil? Hier ist doch gar nichts.“ Und ob da was war.
Ich führte sie galant, wie es sich für einen Gentleman gehört, in die Imbissbude. Dort verspeisten wir je eine Bockwurst.
Mit Senf.
Und wir teilten uns bruderschwesterlich eine Limonade.
Natürlich brachte ich die Lise auch wieder nach Hause. Mit Abschiedskuss und allem. Das gehörte sich damals nümlich so.
Aus einem mir unerfindlichen Grund ist die Lise danach nicht wieder mit mir ausgegangen. Na, ich sag mir immer: Menschen wird man nie richtig begreifen.
EmilWachkopp hat auf das Thema Re: Dein Computer kann explodieren - wenn die Regierung nicht bald eingreift! im Forum Innenpolitik geantwortet
Es ist möglich, dass mein Kopp büschen überhitzt worden ist. Aber direkt Feuer gefangen ...?
Das hätte ich wahrscheinlich gemerkt.
Menschen können auch explodieren. Das hab ich oft genug erlebt. Aber kein Computer kann symbolisch explodieren. Jedenfalls noch nicht. Wenn nümlich mein Ur-Urenkel, was der Martin ist, mir nicht wieder auf den Arm genommen hat, wird es in die Zukunft emotional eingetrimmte Computer geben, die Wutausbrüche bekommen und Frauchen oder Herrchen sogar krumm anmachen und hundsgemein anflotzen können.
Das werden schlimme Zeiten mit solchen unerzogenen Computern.
EmilWachkopp hat das Thema Dein Computer kann explodieren - wenn die Regierung nicht bald eingreift! im Forum Innenpolitik eröffnet
Das war … Das ist … Ich wollte mir doch eigentlich schon früher hier ins Forum melden. Aber das ging deshalb nicht, weil mein Computer explodiert ist.
Na ja, haargenau genommen nicht der Computer, sondern der Brenner, der im Computer eingebaut ist. Ich hab, weil ich mir über die Schicksalsschwere dieses Ereignisses im Unklaren war, zuerst noch drüber gelacht. „Ha! Der Brenner! Na, wenn’s weiter nichts ist. Laat’n Schiet doch in de Luft gahn. Dor hest sowieso keen beten wat von.“
Aber denn hat der verdusselte Brenner den ganzen Computer in Brand gesetzt. Und ich Hornochse mach mir noch über lustig. Weil ich mir doch der Schicksalsschwere des Ereignisses immer noch nicht restlos bewusst war. „Nu weiß ich wenigstens, warum das Ding Brenner heißt“, sag ich noch. Aber als denn mein Schreibtisch Feuer fing, kristallisierte sich allmählich ein klarerer Gedanke in meinem nebligen Kopp heraus: „Hier muss was getan werden, Emil, ehe dir die ganze Bude abbrennt.“
Ich füllte einen Eimer mit Wasser und kippte diesen über den brennenden Computer aus. Aber es zeigte sich sogleich, dass das wull doch nicht die richtige Methode war. Es funkte, blitzte, zischte, fauchte, krachte, donnerte – und dann ging auch noch das Licht aus. Aber das war bloß, weil eine Sicherung, dem schlechten Beispiel des Brenners folgend, sich ihrerseits verbrannt hatte. „Wenn solche Allüren um sich greifen“, sagte ich mir, „denn bist du bald in deinem eignen Haus nicht mehr sicher.“
Ich war noch arg ans Grübeln, als mein Nachbar, der den Rauch gewittert hatte, mit einem Feuerlöscher angerannt kam. Der machte seinem Namen wirklich alle Ehre.
Das sieht jetzt aus bei mir! Schlimmer als wie Sodom und Gonorrhoe! Wenn man den Computer schüttelt, klingt es in seinem Inneren wie eine Babyrassel. Der Schreibtisch ist zur Hälfte weg, die Couch ist zu einem Drittel versengt. Der Teppich hat ein Riesenloch.
Wenn Emil solche Dinge zustoßen, denn ist das immer schon mal von Haus aus ein pollitisches Ereignis höchster Dignität. Da muss jetzt die Regierung eingreifen. Am besten mit einem großen Knüppel, bis die Computerfatzken gelernt haben, vernünftige Brenner zu konstruieren.
EmilWachkopp hat auf das Thema Re: Der Fall stank wie Harzer Käse im Forum Aktuelle Themen geantwortet
Das ist natürlich nicht meine Absicht. Darum berichtige ich mich: Fortsetzung folgt sehr bald.
Ich bin doch selber gespannt auf die Lösung.
Der Fall, nein besser: die Felle wurden immer undurchsichtiger, vernebelter, unheimlicher, ja rätselhafter, so dass für überirdische Erklärungen anfällige geistliche Geister vielleicht sogar das Wirken okkulter Mächte hinter den Ereignissen hätten vermuten können. Ich war aber zunächst einmal bemüht, mich auf irdische Erklärungsversuche zu beschränken. Allerdings ohne auch nur einen Schritt voranzukommen. Und das obwohl mein (bei all meiner vorbildlichen Bescheidenheit) einzigartiger Grips auf Hochtouren lief. Immer wieder kam er auf die Fragen zurück: Wo sind die Leichen, falls es welche gab? Wer sind ihre Mörder, falls es Ermordete gab? Auch wenn den Leserinnen und Lesern diese Fragen pedantisch erscheinen mögen, kann ich versichern: für einen Kriminalisten können sie einigermaßen von Gewicht sein. Aber offenbar nicht für meinen Bruder, dem Dorfkommissar. „Was denn für Fälle? … Ach die! … Die hab ich doch alle längst gelöst“, brummelte er schläfrig und machte nicht einmal seine Augen auf. Nun gab es zwar in seiner Wache nichts zu sehen, was er nicht schon x-mal gesehen hätte. Aber trotzdem: Man döst nicht auf seinem Arbeitsplatz. Außer es ist gerade Flaute. Denn vielleicht schon ehrer mal. Aber selbst dann braucht man seine Füße nicht auf den Schreibtisch zu legen und seinen Hut soweit ins Gesicht zu schieben, dass die Oberlippen kaum noch zu sehen sind. Andere können nümlich denken, man ist stinkend faul. Deshalb ist das.
Sonst wär das gar nicht.
Ja, auch diese Felle fingen an zu stinken. Sie rochen wie Harzer Käsefabrik.
Was war bisher geschehen?
Der Mann der Madame Flandrin Tumulair, was der Pierre Tumulair war, verschwand ebenso mystisch wie spurlos genau an dem Tag, da er eine wuchtige Klotze im Hamburger Hafen hätte antreten sollen. Diese Arbeit konnte Pierre Tumulair nur wenig zugesagt haben, denn es war längst im ganzen Dorf bekannt, dass ihm regelmäßige Arbeit schlecht bekam. Und zwar dann ganz besonders, wenn sie auch noch mit Bewegung verbunden war.
Ich weiß das alles deshalb so genau, weil ich dem Pierre doch damals als Arbeitsamtsbeamte die Stelle selber vermittelt hatte. „Ich will aber nicht inne Säcke“, maulte er jämmerlich. „Ich will lieber inne Betten.“
Was bedeuten sollte: „Ich will lieber in der Federbettenfabrik in Neumünster rummachen.“ Als Federnstopfer. „Nein“, sagte ich. „Geh man lieber inne Kartoffeln.“ Was bedeutete: „Schlepp man lieber Kartoffelsäcke im Hafen.“
Sein Blick!!!
Nein, dieser Blick!!!
Oh weh!!!
Als wenn er den Tod schon im Nacken sitzen spürte. „Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“ Natürlich konnte er. Als er das Glas in einem Zug geleert hatte, erhob er sich wortlos, wandte mir den Rücken zu und schwankte auf offenbar spaghettiweichen Beinen aus meinem Büro. Doch auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um und warf mir einen letzten Blick zu.
Dieser Blick!!! So ein Blick!!!!
„Sie Mördertyp!!!“ – Das sagte mir der Blick.
Ich war entsetzt!
Das war, weil der Gedanke, dass man durch Arbeitsvermittlung zum Mörder werden konnte, ganz neu für mir war. Aber was sollte ich denn machen? Ich hätte den Typ ja gern in die Spielzeugfabrik in Hohenhorst gesteckt. Als Murmelbläser. Aber die waren doch so krüsch! Die stellten nur solche über Vierzig an, die irgendwann vorher schon mal gearbeitet hatten. Im Hafen war das anders. Da konnte ich damals noch jeden hinschicken. Die nahmen sogar Knastvögel.
Ungefähr gleichzeitig mit dem mysteriösen Verschwinden des Monsieur Pierre Tumulair schied der zehnte Mann der alten Witwe Bolte in höchst ungewöhnlicher Weise aus dem Leben. Er soll sich – laut Witwe Bolte – beim Holzhacken den Hinterkopf mit der Axt gespalten haben. Wenn es noch die Stirn gewesen wäre. Ich hab das nümlich zu Hause auf meinem Hof genau ausprobiert. Wenn man zu weit ausholt und die Axt auch noch verkehrt herum hält, denn befindet sich die Schneide in Ar…, auf Höhe des unteren Hinterteils. Aber doch nicht an’n Kopp! „Wie soll er das denn gemacht haben?“ fragte ich deshalb meinen Polizeibruder. „Ach Emil, hahaha! Du Unwissender! Glaub mir: Wenn man so verdusselt ist wie die Bolte ihr Letzter, denn schneidet man sich mit die Nagelschere den Kopp ab. Verlass Dir auf meinen unfehlbaren Polizeiinstinkt.“ „Tod durch Unfall im Zustand geistiger Umnachtung“, hämmerte mein Bruder ins Protokoll und heftete es in den Ordner für gelöste Fälle. Sodann sah er mich mit mitleidsamen Blick an. „Nun wohl, Emil. Damit Du nicht die ganze Nacht schlaflos liegst. Wir fahren mal kurz bei die Bolte vorbei und werfen einen Blick auf die Leiche. Darfst sie auch büschen untersuchen. ABER NICHT WIEDER IN EINZELTEILE ZERLEGEN!!! SONST GIBT’S WAS AUF DEN KÜRBIS!!!“
Ich konnte aber schon deshalb nichts „in Einzelteile zerlegen“, weil gar keine Leiche da war.“ „WO IST DER CORPUS DELICTI????!!!“ BRÜLLTE MEIN Bruder, außer sich vor Wut. „Der Cor …, Cor… was für‘n Ding?“ „DIE LEICHE!!!! WO IST DIE HIN!!??“ „Ach, meinen armen Verschiedenen meins, Herr Wachtmeister. Den jibt et nich mehr. Den hab ich doch jraad jestern verbrannt.“
„VERBRANNT!!!!!!!!!!!!!!!!!???“
„Ojottojott, Herr Wachtmeesterchen …“ „KOMMISSAR, WENN ICH BITTEN DARF!!!“ „Herr Kommissar, s’missen mir doch nicht so jrölen in die Leipels, dass’et mir saust im Jehirne.“ Und mit weinerlicher Stimme fügte sie hinzu: „Ich arme Witwe kann doch nicht jede Woche loofen in die jroße Stadt und koofen die deiren Särje für meine Mannsen. Wo soll ich denn kriejen dat ville Jeld her?“ „DENN SCHAFFEN SIE SICH GEFÄLLIGST KEINE MÄNNER AN, WENN SIE KEIN GELD FÜR BEERDIGUNGEN HABEN!!!“
Dann – das hatte ich schon einmal beschrieben – bekam mein Bruder so einen unbeherrschten Wutanfall, dass er die Fahrertür des Polizeiautos eintrat. Fünf saftige Tritte, und sie war bis zur Unkenntlichkeit verbeult und verbogen. Ich sagte nichts, denn ich wusste ja seit langem, dass solche Wutanfälle meinem Bruder nur gut taten. Sie machten ihn ruhig.
Als wir wieder in unserem – jetzt garstig ramponierten – Peterwagen saßen, sagte mein Bruder gewichtig: „Emil, ich glaube, wir müssen den Fall mit Verstand angehen.“ „Das wäre keine Sekunde zu früh“, dachte ich; sprach meinen Gedanken jedoch nicht laut aus. Aber wie immer kommt es im Leben anders, und zweitens als man denkt. Der Fall wurde nämlich immer komplizierter und verwickelter.
Fortsetzung folgt.
„Was soll ich denn mit so einem Dusselkopp anfangen?” schimpfte mein Bruder, der unterirdische Unternehmer. „Der hat doch einen Hackenschuss!“
Ich wusste sofort, auf wen mein Bruder abzielte. Auf Ede Bratzke, den ich Dösbattel ihm auch noch besorgt hatte. Als Anlernling. Meist aus Gutmütigkeit. Aber auch büschen in meiner Eigenschaft als Ehebera…, Nein, Berufsberater muss ich da gewesen sein. „Was hat er denn jetzt wieder verzapft?“ fragte ich. „Also, dass man sich als Einbrecher maskiert, das gehört zum ABC in unserer Branche. Aber nur eine unheilbare Trantüte kommt auf die blödsinnige Idee, maskiert zum Tatort zu latschen. Und denn auch noch durch die halbe Stadt und mitten am helllichten Tag!!“
Natürlich hat die Polizei Ede Bratzke und seine „Arbeitskollegen“ noch vor vollendetem „Tagewerk“ geschnappt und gleich dingfest gemacht. Und Ede, der Dusselkopp, was macht der? Der fängt auf die Wache sofort an zu singen. Um sich schlank aus die Affäre zu ziehen. „Ich bin so gut wie fast unschuldig, Herr Kommissar von Wachkopp. Ich handelte doch nicht freiwillig, sondern auf Befehl von Oben.“ „Soso, auf Befehl von Oben“, brummelte mein anderer Bruder, der soeben ernannte Dorfkommissar. „Und wer ist Ihrer Meinung nach Ihr Befehlshaber, wenn ich fragen darf?“ „Ja … Das ist aber, wenn man sich das genau überlegt, gediegen, Herr Kommissar von Wachkopp…. Mein Boss, also der, der mir als Außendienstgehilfe angestellt hat …, der hat nümlich rein zufällig denselben Nachname wie Sie. Komisch, wie das Leben so spielt…“.
Erst sperrte mein Polizeibruder nur den Mund auf und brachte nicht ein einziges Wort heraus. Dann erhob er sich so ungestüm, dass der Stuhl, auf dem er gesessen, nach hinten umkippte und über den Fußboden schepperte. Hastig kramte er Pistole und Gummiknüppel aus seinem Schreibtisch hervor und raste wortlos zur Tür hinaus. Der verdatterte Ede Bratzke, der an solch gleichgültige Behandlung doch gar nicht gewöhnt war, brummelte vor sich hin. „Nicht mal ’ne Tasse Kaffee wird einem auf dieser miserablen Wache angeboten. Gastfreundschaft scheint hier nicht in zu sein. Und höflich verabschieden auch nicht. --- Na, wenn ich hier nicht mehr gefragt bin, denn kann ich ebenso gut … Ich glaube, es ist überhaupt das Beste, ich verpiss mir erst mal eine Zeitlang. Genau, ich mach ab sofort bezahlten Urlaub und verkriech mir in die Schweizer Berge. Da bin ich wenigstens sicher.“
„Und wo bist Du jetzt“, fragte ich.
„Wo ich bin? Untergetaucht natürlich! Was denn sonst?“ erklang die Stimme meines unterirdischen Bruders aus der Hörmuschel. „Der verrückte Hund durchkämmt doch ganz Europa nach mir.“
Mein Polizeibruder – der, außer mir, einzige Nicht-Untertauchbedürftige in diesem Drama – rannte und rannte und rannte. Er rannte und rannte bis ihm – wie durch einen Blitz von oben – plötzlich eine Erleuchtung kam. „Halt mal stopp, Kommissar Wachkopp! Du kannst nicht einfach bloß kopflos durch die Gegend rennen. Wenn Du den gewitzten Kerl schnappen willst, denn musst Du das noch schlauer anfangen. --- Ich werde zuerst noch einmal seine ‚Angestellten‘ in die Mangel nehmen. Denn ich muss ja erst einmal wissen, wo der Kerl sich aufhält, ehe ich zu rennen beginne.“
Das Unternehmen war aber schon deshalb undurchführbar, weil die „Angestellten“ doch längst alle ausgebückelt und untergetaucht waren. Sie trauten ihren Augen nicht, als Bratzke ihnen die Zellentür aufschloss. „Wie, was, Bratzke? Du hast ’n Schlüssel?“ „Ja, aber nur ausgeliehen. Der ist ordnungsgemäß in die oberste rechte Schreibtischschublade des Herrn Kommissars zurückzulegen. Es soll nümlich hinterher nicht heißen, wir wären diebische Elstern.“
Der Eifer meines Polizeibruders, unseren unterirdischen Bruder dingfest zu machen, hatte meist mit seinen Träumen von einer Superkarriere zu tun. „Großwild muss man jagen, Emil!“ „Aha.“ „Keine gesellschaftlich geschützten Gangster natürlich. Damit macht man sich bloß alle Aufstiegschancen kaputt!!“ „Aha.“ „Man muss solche jagen, deren Gaunereien von der Art sind, dass sie gezwungenermaßen außerhalb des Zulässigen durchgeführt werden müssen. Die muss man fangen!!!!“ „Aha.“ „Wenn ich unseren Bruder an ‘n Ar… [Zensur] kriegen könnte … Weißt Du was das bedeuten würde, Emil?“ „Aha.“ „Ich wäre über Nacht ein gemachter Mann!!!!!“ „Aha.“ „Das würde es bedeuten!!!!!!!“ „Aha.“ „Solche Großtat würde mir alle Türen öffnen!!!!!!!!“ „Aha.“ „Bis rauf zun Polizeipräsidenten!!!!!!!!!!!!!!!“ „Aha.“ „Und sag zun Geier nochmal nicht immer Aha!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
„Aha.“
Der Eifer meines Polizistenbruders wurde dadurch noch mehr angestachelt, dass unser unterirdischer Bruder nicht in einen Fall, sondern innerhalb einer knappen Woche sogar schon in zwei Fälle verstrickt war. Wahrscheinlich war er gerade büschen knapp bei Kasse. Dafür muss man immer auch mal büschen Verständnis haben.
Es sollten - streng planmäßig – so an die 100 000 Eier von einer Bank in Hessen „abgehoben“ und – wenn auch nicht ganz gleichmäßig – an die „Belegschaft“ verteilt werden. Ede Bratzke war zus erste Mal mit von die Partie. Aber nur als Anlernling, und ohne weiteren Auftrag als die Deckenbeleuchtung auszuschalten, das Projekt aufmerksam zu studieren, sowie störende Elemente schon an die Tür abzuweisen. Erst höflich aber energisch. Und, wenn das nicht half, mit einem saftigen Tritt in den … Na, alle Einzelheiten sind nicht gleichermaßen wichtig.
Jedenfalls: Mein unterirdischer Bruder und noch wer – ich weiß nicht wer – waren schon wuchtig damit beschäftigt, aus dem Vollen zu schöpfen, d.h. die Eier transportgerecht zu verpacken. Da geschah es: Ein heller Blitz zerriss das Halbdunkel des Raumes. Und als die „Arbeitskollegen“ sich die vorübergehende Blindheit aus den Augen gerieben hatten, sahen sie Bratzke. Mit einem Fotoapparat in der Hand!
„Was machst Du denn da, Du verkorkstes Idiotenküken!?“ soll mein Bruder gebölkt haben. „ABER HERR WACHKOPP“, Empörte sich der empfindsame Bratzke wimmernd. „Das ist doch nur fürs Fotoalbum. Als Andenken.“
Mein Bruder und noch wer – ich weiß nicht wer – packten die Kohle wieder aus und gaben sie den verdutzten Bankangestellten zurück. „War nur ein Test der Geheimfirma ‚Banksicherheit AG‘ im Auftrag der Landesregierung. Bitte halten Sie den Test ebenso geheim wie wir die Durchführung des Testes." So versuchte mein Bruder sich aus der Affäre zu quasseln. Sodann wollte er sich Bratzke vorknüpfen. Aber der hatte sich bereits verpi… verdrückt und war untergetaucht.