Betreutes Wohnen für Senioren bedeutet, eigenständig und selbstbestimmt in seiner eigenen Wohnung zu leben und dabei stets Hilfe und Unterstützung abrufbereit in der Nähe zu haben. Das Wohnumfeld ist dabei altersgerecht und sehr privat.
©pressmaster | Fotolia.com
Das Dienstleistungsangebot der Einrichtungen ist sehr hilfreich, hinzu kommt meist ein umfangreiches Angebot an Gemeinschaftsaktivitäten und ein vielfältiges Freizeitangebot. Betreutes Wohnen ist bislang noch kein geschützter Begriff. Für das Konzept betreutes Wohnen im Alter haben sich dennoch ein paar Voraussetzungen etabliert, die allgemein anerkannt sind. In einigen Bundesländern gibt es dazu bereits Qualitätssiegel, wie beispielsweise das Qualitätssiegel von Baden-Württemberg „Betreutes Wohnen für Senioren“.
Das eigene Appartement
Betreutes Wohnen bedeutet in erster Linie, dass die Bewohner in ihrem eigenen Appartement leben. Einige Wohnanlagen sind dabei direkt an eine Institution der Altenhilfe angeschlossen und befinden sich auf dem Gelände einer Senioren- und Pflegeeinrichtung. Der Vorteil einer solchen Einrichtung liegt darin, dass die Bewohner im Fall von Pflegebedürftigkeit oder einer Behinderung ohne Umwege professionelle Hilfe je nach Pflegegrad in Anspruch nehmen können. Die verschiedenen Pflegegrade sind im Sozialgesetzbuch genau definiert. Dazu ist der Umzug in ein Heim nicht zwingend notwendig. Die Bewohner in betreuten Wohnanlagen haben die Freiheit, ihre Wohnung so einzurichten, wie sie für sie zweckmäßig ist. Für verschiedene Hausarbeiten steht Hilfe zur Verfügung, wer sich aber gerne weiterhin selbst um seinen Haushalt kümmern möchte, kann das gerne tun. Viele der Bewohner lassen sich bei einigen, sehr anstrengenden Arbeiten helfen oder kaufen sich kleine Helfer, die die Arbeit erleichtern, wie beispielsweise ein leistungsstarker Wäschetrockner. Steht der Trockner in unmittelbarer Nähe zur Waschmaschine entfällt das Schleppen des schweren Wäschekorbes. Im Internet stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl, sich über die entsprechenden Geräte zu informieren.
Abgrenzung zum Service-Wohnen
Im Gegensatz zum betreuten Wohnen stehen beim Service-Wohnen meist barrierearme Wohnungen zur Verfügung, die im nahen Umfeld ein einfaches Dienstleistungsangebot für Senioren haben. Das sind kleine Alltagsdienste, die den Bewohnern das Leben erleichtern können, wie zum Beispiel Wäschedienst, Besuchsdienst, Hausnotrufsystem, Einkaufsdienst oder ein ambulanter Versorgungsdienst. Professionelle Pflege steht dort im Dienstleistungsumfang nicht zur Verfügung. Entsteht ein höherer Pflegebedarf, müssen die Senioren – je nach Pflegeform – dann meist noch einmal umziehen. Das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend hat dazu eine Broschüre herausgebracht, die Wohnkonzepte im Alter vorstellt und die verschiedenen Wohnformen voneinander abgrenzt.
Zertifiziertes betreutes Wohnen
Neben dem Qualitätssiegel von Baden-Württemberg gibt es noch weitere Möglichkeiten, die Qualität einer Einrichtung zu beurteilen: die DIN-Norm 77800. Sind Objekte nach dieser Norm zertifiziert, müssen sie bestimmte Pflichten und Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört, dass der Anbieter die potenziellen Bewohner umfassend und verständlich informiert. Außerdem sind dort die Anforderungen an die Wohnanlage festgeschrieben. Die Norm beschreibt die Wohnung selbst, Grundleistungen und Wahlleistungen sowie die Dienstleistungsangebote.
Kriterien für die Auswahl
Betreutes Wohnen ist nicht klar definiert, die DIN-Norm ist nur eine Richtlinie, nach der nicht alle Einrichtungen zertifiziert sind. Das heißt allerdings nicht, dass nur die zertifizierten Wohnanlagen gut sind und den Standards entsprechen. Wer also darüber nachdenkt, sich ein Appartement in einer Anlage für betreutes Wohnen zu suchen, sollte sich vorher Gedanken darüber machen, welche Leistungen er für sich selbst oder seine Angehörigen erwartet. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hat ein paar Tipps zusammengestellt, welche Kriterien bei der Auswahl besonders wichtig sind. Einige Kriterien für betreutes Wohnen können sein:
- Ambulante Pflegeleistungen der verschiedenen Pflegegrade
- Barrierearmes oder barrierefreies Appartement
- Hausnotrufsystem
- Gemeinsame Aktivitäten, Freizeitgestaltung
- Teilweise gemeinsame Mahlzeiten
- Hilfe bei Verwaltungsangelegenheiten und Schriftverkehr, beispielsweise bei Versicherungen und Verwaltungen
- Behörden- und Botengänge
- Serviceleistungen, wie Hilfe im Haushalt, bis hin zur Vollpension
- Gemeinschaftsräume
Für wen ist betreutes Wohnen die geeignete Wohnform?
Wer noch selbstständig agieren kann, dennoch ein gewisses Maß an Sicherheit sucht, für den ist betreutes Wohnen besonders gut geeignet. Bei Bedarf ist hier schnell zuverlässige Hilfe zur Stelle. Auch die Betreuungsleistungen lassen sich individuell an den Unterstützungsbedarf anpassen, so können die Bewohner ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich aufrechterhalten. Schwere Pflegebedürftigkeit ist dennoch kein Ausschlusskriterium. Dann ist bei der Auswahl allerdings darauf zu achten, dass die Wohnanlage an eine spezielle Pflegeinrichtung angeschlossen ist. Es ist daher sehr wichtig, sich im Vorfeld gründlich zu informieren und die Einrichtung persönlich in Augenschein zu nehmen. Dabei ist auch zu bedenken, dass der Pflegebedarf im Alter steigen kann. Dann ist es sehr hilfreich, wenn intensive Pflege und Betreuung in unmittelbarer Nähe zu finden sind.
Betreutes Wohnen zu Hause
Das sogenannte ambulante betreute Wohnen ist eine weitere mögliche Wohnform. Dabei bleiben pflegebedürftige Personen in ihrem eigenen Zuhause und ein ambulanter Dienst betreut sie dort und übernimmt pflegerische Serviceleistungen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die eigene Wohnung barrierefrei oder barrierearm ist und eine pflegegerechte Ausstattung hat. Außerdem muss natürlich ein ambulanter Pflegedienst mit einem entsprechenden Betreuungsangebot vor Ort sein. Mit einem Betreuungsvertrag lassen sich Grund- und Wahlleistungen festlegen, sodass der Umfang der Betreuung genau festgelegt ist. Einen Muster-Pflegevertrag hat die AOK auf ihrer Seite zum Download bereitgestellt.
Vor- und Nachteile des betreuten Wohnens zu Hause
Die Vorteile des betreuten Wohnens zu Hause liegen auf der Hand:- Die zu betreuende Person kann in ihrem gewohnten Umfeld bleiben.
- Durch gezielte Betreuung und Beratung kann die Selbstständigkeit lange erhalten bleiben.
- Die Leistungen des Pflegedienstes sind vertraglich festgelegt und verlässlich.
- Eine qualifizierte Betreuungsperson macht regelmäßig Besuche.
- Notwendige Hilfe ist leicht zu vermitteln.
- Das Zuhause ist möglicherweise nicht barrierearm und pflegegerecht.
- Die abnehmende Mobilität kann zu Vereinsamung führen.
- Die Freizeitgestaltung bleibt jedem selbst überlassen. Es gibt keine Angebote für gemeinsame Aktivitäten.
- Es stehen keine Gemeinschaftsräume zur Förderung der Geselligkeit zur Verfügung.
- Bei Pflegebedürftigkeit ist ein Umzug erforderlich.
Kommentare (2)
hummel
@Meerjungfrau43 Ich interessiere mich sehr, für dein neues Leben.Auch ich bin eingezogen...in eine Wohnung----" betreutes wohnen ". Möchte mich gerne näher mit dir unterhalten..
Ein lieber Gruss ...Hummel
Seit 2014 wohne ich im "Betreuten Wohnen". Da ich eine wunderschöne, helle Wohnung habe und alles sehr praktisch eingerichtet ist (Bad!), bin ich ganz begeistert, auch von dem hiesigen Konzept : die Wohnungen sind verkauft, die Leute hier meistens Mieter. Mein Hauswirt hatte die Wohnung wohl für sich und seine Frau gekauft, konnte sich aber nicht entscheiden und hat erstmal vermietet. Nach meinem Vertrag habe ich lebenslängliches Wohnrecht, bin aber einvernehmlich vielleicht eher bereit, auszuziehen, weil meine Kinder und Enkel zu weit entfernt wohnen.
Die "Betreuung" ist täglich für 2 Stunden anwesend und kümmert sich im Wesentlichen um organisatorische Fragen.
Der nicht unwichtige Faktor ist die Wohngemeinschaft, nicht unerheblich, um sich wohlzufühlen ! Da ich mit Abstand die Jüngste bin und noch unabhängig und beweglich, die Einzige mit Computer und Smartphone, und eine der wenigen mit Auto, ist es für mich auf die Dauer zu langweilig, nur am "Kaffeetrinken" teilzunehmen, wo alles mögliche besprochen wird, oft auf "Platt", was ich nicht verstehe, oder, wer gestorben ist oder den Partner gewechselt hat, was mich nicht interessiert, weil ich hier fremd war. Ich habe auch am "Spielen" - "Mensch-ärger-Dich-nicht" - keinen Spaß , muß daher selbst für Abwechslung sorgen, wobei mein kleiner Hund hilft, aber auch viele Kontakte, die ich seit 5 Jahren hier aufgebaut habe.
Genauere Informationen zu meinen Erfahrungen - auch finanziell - gebe ich gerne weiter !
Ich meine, dass man nicht warten soll, bis man "eingeschränkt" ist, denn man will sich ja auch in eine Gemeinschaft "einbringen". Das wird hier abgelehnt, jedenfalls, was mich anbetrifft. Das ist schade, ich habe mich aber anderweitig engagiert !