Viele Menschen glauben fälschlicherweise, Inkontinenz sei nur ein Thema für Menschen hohen Alters. Schon diese Annahme ist falsch – denn Inkontinenz kann auch jede Frau im mittleren Alter treffen. Sie kann Männer nach einer Prostata-OP treffen und jede Frau betreffen, die einen schwachen Beckenboden hat. Sie betrifft außerdem viele Frauen, die mehrere Kinder geboren haben oder durch eine Totaloperation oder Übergewicht eine Blasensenkung erlitten. Die Gründe für eine Inkontinenz können dauerhaft oder für eine gewisse Zeit – zum Beispiel postoperativ oder entzündungsbedingt – bestehen. Es sind also viel mehr Menschen von einer Inkontinenz betroffen, als viele meinen.
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Dennoch ist wahr, dass Inkontinenz im höheren Alter sehr viel häufiger vorkommt. Vor allem bei Demenz und Alzheimer-Erkrankungen ist das Risiko, an einer Harn- und/oder Stuhlinkontinenz zu leiden, mit fast 80 Prozent sehr hoch. Für die Betroffenen und ihre Anverwandten ist das Thema sehr unangenehm. Es greift oft dermaßen in das Alltagsleben ein, dass die Betroffenen sich oft für die Auswirkungen der Harninkontinenz schämen und nicht darüber sprechen wollen. Ängste werden wach, man könne nach Urin riechen oder anders unangenehm auffallen.
Viele ältere Menschen verlassen daher bei Anzeichen einer Inkontinenz kaum noch das Haus. Sie fürchten, unterwegs keine Toilette zu finden. Sie gehen nicht mehr länger spazieren oder meiden es, einzukaufen. Das Sozialleben beginnt zu leiden, weil immer mehr nachbarschaftliche Treffen abgesagt werden. Noch schlimmer ist: Ältere Menschen, die ohnehin ein geringeres Durstgefühl haben, trinken wegen der Harninkontinenz absichtsvoll weniger, als der Organismus es bräuchte. Dadurch entsteht eine gesundheitliche Situation, die für die alten Menschen sehr belastend werden kann. Sie leiden an Dehydrierung. Das belastet die Nieren und den ganzen Organismus mit toxischen Spaltprodukten. Da der menschliche Organismus zu 70-80 Prozent aus Wasser besteht, muss er regelmäßig "betankt" werden. Auch im Alter. Denn eine altersbedingte Demenz wird gerade durch Flüssigkeitsverluste begünstigt. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass niemand einer Harn- oder Stuhlinkontinenz machtlos gegenüber steht.
Die Unterschiede zwischen den Inkontinenzarten
Trotz aller Tabus, die der Inkontinenz im Alter immer noch anhaften, sollten die Betroffenen einfach einmal mit einem Arzt ihres Vertrauens reden. Der Arzt wird zunächst versuchen, die Dramatik der Beschwerdelage zu erfassen und nach den Ursachen der Inkontinenz zu suchen. Ehrliche Auskunftsfreudigkeit ist also hilfreich. Bei der Harninkontinenz werden drei häufig vorkommende Formen unterschieden:
- die Belastungsinkontinenz
- die Dranginkontinenz
- und die Mischinkontinenz.
Bei der Belastungsinkontinenz sind die Schließmuskeln der Blase geschwächt. Kommt durch einen Nieser oder einen Hustenanfall vermehrter Druck auf die gefüllte Blase, tritt Urin aus. Auch beim Tragen schwerer Lasten - beispielsweise dem Hochheben einer mit Flaschen gefüllten Kiste – kann der Flüssigkeitsverlust passieren. Meist wird nur eine kleinere Menge Urin austreten. Trotzdem ist dieses Geschehen bereits ein Anzeichen dafür, sich helfen zu lassen.
Bei der Dranginkontinenz können eine Harnwegsentzündung, eine vergrößerte Prostata oder ein Nervenleiden vorliegen. Die Folge ist eine gereizte und überaktivierte Blase. Diese ist zwar noch nicht ganz voll, aber sie gibt trotzdem alle Anzeichen, dass sie geleert werden möchte. Möglich ist auch eine Mischung aus Belastung- und Dranginkontinenz. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Mischinkontinenz.
Davon zu unterscheiden ist die Stuhlinkontinenz, die in mehrere Schweregrade unterteilt wird. Bei Grad eins können die Betroffenen ihre Blähungen nicht mehr zurückhalten. Bei Grad zwei ist nur gelegentlich dünnflüssiger Stuhl nicht mehr zurückzuhalten, bei Grad drei geht auch fester Stuhl unwillkürlich ab. Dem von einer Inkontinenz Betroffenen wird meist angeraten, ein Tagebuch zu führen, um Trinkgewohnheiten sowie Harn- oder Stuhldrang zu dokumentieren.
Die Behandlungsmöglichkeiten
Den inkontinent gewordenen Menschen stehen heutzutage unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Steht erst einmal fest, um welche Form der Entleerungsstörung es sich handelt, wird der Arzt die infrage kommenden Möglichkeiten vorstellen. Möglicherweise werden die Betroffenen an ein spezielles Kontinenz- oder Beckenbodenzentrum überwiesen. Mit gezieltem Beckenbodentraining kann die geschwächte Muskulatur am Beckenboden so trainiert werden, dass es in der Folge nicht mehr zu einer Belastungsinkontinenz kommt. Das Beckenbodentraining kann auch bei einer Dranginkontinenz Erfolge zeigen. Hier hilft aber ein zusätzliches Blasentraining. Auch eine überaktive und gereizte Blase kann lernen, nicht dem ersten Reiz zum Urinieren nachzugeben. Sie kann dahingehend trainiert werden, sich erst dann entleeren zu wollen, wenn sie wirklich voll ist.
Ein weiteres Mittel, die Inkontinenz zu mildern, sind Gewichtsverluste. Übergewicht trägt zur Inkontinenz-Problematik bei. Gewichtsverluste von zehn oder zwanzig Prozent können die Beschwerden bessern, weil dann nicht mehr so viel Bauchfett auf die Blase drückt. Außerdem gibt es verschiedene Medikamente, die bei einer Harninkontinenz verabreicht werden können. Manche Präparate dämpfen beispielsweise die Blasenmuskulatur. Andere behandeln die zugrundeliegende Erkrankung, beispielsweise den Diabetes. Operative Möglichkeiten sind ebenfalls machbar. Den Betroffenen kann ein künstlicher Schließmuskel implantiert werden oder die gesenkte Blase wird angehoben. Auch ein Blasenschrittmacher wäre als operative Maßnahme denkbar.
Menschen, die an leichter Stuhlinkontinenz leiden, können die Ernährung ballaststoffreicher gestalten. Das verbessert das Volumen des Stuhls und führt dazu, dass der Darm sich weniger schnell entleeren möchte. Alles, was bläht, sollte nach Möglichkeit gemieden werden, weil Blähungen oft dazu führen, dass die Darmperistaltik angeregt wird und der vor der Blähung sitzende Stuhl aus dem Darm herausgedrückt wird. Bei der Stuhlinkontinenz sollte auch nach den Ursachen geforscht werden. Ansonsten stehen den Betroffenen Hilfsmittel wie Slip-Einlagen, speziellen Inkontinenz-Windeln und Inkontinenz-Unterwäsche zur Verfügung. Diese können je nach Krankenkasse sogar verordnet werden.
Wann sind Windeln für Erwachsene eine Lösung?
Das Thema Inkontinenz-Windeln für Erwachsene ist mittlerweile durch die TV-Werbung für solche Produkte nicht mehr ganz so tabuisiert. An einer leichten Blasenschwäche leiden heutzutage viele Menschen. Auch jüngere Personen beider Geschlechter sind betroffen. Andere Menschen leiden an einer nächtlichen Inkontinenz, der sogenannten Nykturie. Dabei kommt es nachts zu einem stärkeren Harndrang. Die Betroffenen müssen den Schlaf ein- oder zweimal unterbrechen, um die volle Blase zu entlasten. Dieser Toilettengang stört nicht nur, er unterbricht auch den Schlaf. Viele ältere Menschen schlafen ohnehin schlecht. Dank der Nykturie schlafen sie noch schlechter. Das kann zu Verwirrung, Vergesslichkeit und anderen geistigen Erschöpfungszuständen führen.
Statt in diesem Fall zu Windeln für Erwachsene zu greifen, sind hier Änderungen des Verhaltens sinnvoller. Wer abends viel trinkt, sollte die Trinkmenge halbieren. Ein anderer häufiger Grund für die Nykturie sind hormonelle Ursachen. Auch bei Diabetes Typ 2 oder Herzerkrankungen kann es zu vermehrtem nächtlichem Harnandrang kommen. Liegt die Ursache nicht im abendlichen Trinkverhalten oder der Einnahme von Entwässerungstabletten, sollte sie vom Hausarzt festgestellt werden.
Inkontinenz-Windeln für Erwachsene sind bei leichter bis mittelschwerer Blasenschwäche eine gute Möglichkeit, um sich unterwegs sicherer zu fühlen. Geht mal etwas Urin daneben, ist das nicht schlimm. Die saugfähigen Windeln oder die Windelpants verwandeln den eingearbeiteten Kern sofort in ein Gel. Der Po ist weiterhin trocken, niemand bemerkt einen unangenehmen Uringeruch. Verschiedene Hersteller haben Windeln für Erwachsene im Angebot. Sie bieten außerdem zahlreiches Zubehör wie zum Beispiel Einmal-Windelhosen für Männer und Frauen. Welches Produkt dem Inkontinenzstand angemessen ist, kann jeder in den örtlichen Sanitätshäusern erfragen. Viele Hersteller bieten eine Probepackung zum Ausprobieren.
Die Passform der Windelhöschen kann sehr unterschiedlich ausfallen, ebenso das Aussehen. Wichtig ist, die richtige Größe herauszubekommen, damit das Höschen auch perfekt sitzt. Die Inkontinenz-Pants sind bei allen Herstellern mit integrierter Windel ausgestattet. Als Alternative können normale Unterhosen mit den Inkontinenz-Einlagen bestückt werden. Die Windeln sind dann ähnlich wie Monatsbinden konstruiert. Sie können für unterschiedliche Inkontinenzgrade und -problematiken bestellt werden. Für Männer und Frauen unterscheiden sich die Windelformen schon wegen der unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten.
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