Warum sollten freiwillige soziale Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Au-Pair Dienste und ähnliches nur jungen Leuten vorbehalten sein? Natürlich können auch Seniorinnen und Senioren ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung sinnvoll einbringen und junge Familien unterstützen. Das Modell Leihoma und Leihopa ist keineswegs als Babysitterersatz oder Tagesmutter/-vater gedacht, sondern bringt eine ganz andere Rolle mit sich.
Kinder bereichern das Leben
Wenn Sie gerne mit Kindern umgehen, keine eigenen Enkelkinder haben oder schlicht zu weit weg von der Familie Ihrer Kinder wohnen, müssen Sie deshalb trotzdem nicht auf die Freuden des Großeltern Daseins verzichten. Verschiedene Organisationen ermöglichen es älteren Menschen mit viel Zeit und dem entsprechenden Interesse, ihre Lebenserfahrungen, ihr Wissen und ihre entspannte Ruhe Kindern und jungen Familien zugute kommen zu lassen. Vor allem letzteres ist es, wovon die Kinder profitieren: Während Eltern sich zwischen Haushalt und Beruf aufreiben, haben Großeltern schlicht Zeit und die Ruhe, diese nahezu verschwenderisch zu teilen. Vorlesen, stundenlang im Garten Ameisen beobachten, selbstvergessen Gänseblümchenketten knüpfen oder einfach mal einen Nachmittag im Zoo verbringen – das kriegen nur Großeltern aus dem Ärmel geschüttelt. Umgekehrt profitieren Menschen immer vom Umgang mit Kindern. Die vielen neugierigen Fragen, die unermüdliche Energie und die lustigen Ideen, die Kinder immer wieder haben, machen einfach Spaß und halten jung. Lassen Sie sich selbst wieder in Ihre Kindheit versetzen, wenn Sie gemeinsam eine Camera Obscura bauen, mit der Lupe in einem Haufen Gartenerde auf Wildtiersafari gehen oder ausprobieren, wie man am besten einen leckeren Smoothie mischt. Kinder inspirieren – Großeltern ebenfalls.
Wie wird man Leihoma oder Leihopa?
Erste Anlaufstelle sind die Jugendämter und karitativen Einrichtungen in jeder größeren Stadt. Die wissen, ob es bereits einen Leihoma-Service, einen Verein für Familienpatenschaften, ein Haus der Begegnungen, Generationenprojekte oder ähnliches gibt. Sind diese Netzwerke und Strukturen bereits vorhanden, ist es einfach: Sie treten mit der entsprechenden Institution in Kontakt und erfahren dort, wie es weitergeht. In den meisten Städten ist die Nachfrage übrigens größer als das Angebot: Großeltern sind immer gefragt. Und dementsprechend verschieden sind auch die Modelle der Leihgroßelternschaft. Während so manche junge Familie einen Opa braucht, um den verwilderten Garten des gerade gekauften alten Hauses gemeinsam und mit Fachkenntnis auf Vordermann zu bringen, benötigt eine alleinstehende Mutter vielleicht eine liebevolle Oma, die mittags für das Schlüsselkind da ist. In anderen Familien suchen Jugendliche jemanden, der bei der Suche nach der richtigen Ausbildungs- oder Studienstelle mit Rat und Tat zur Seite steht. Gerade dann, wenn Kinder aus bildungsfernen Familien plötzlich studieren wollen, können Senioren wertvolle Hilfestellung geben (und die erschöpft sich nicht in Erzählungen, wie man damals in den 1970ern studierte).
Und konkret?
Leihgroßeltern können täglich zum Vorlesen kommen oder am Samstag für den Familienausflug sorgen, können aber einfach nur im Hintergrund für die Familie da sein, ab und an gemeinsam kochen oder grillen, den Sohnemann beim Fußball unterstützen oder ähnliches. Trotz dieser Vielfalt ist das Vorgehen bei fast allen Vereinen und Institutionen gleich: Zuerst werden die interessierten Familien und Senioren in eine Kartei aufgenommen, Interessen, verfügbare Zeit und die Kontaktdaten werden vermerkt. Bei den meisten Institutionen sind die Großeltern versichert, eventuell entstehende Fahrtkosten werden von den Familien übernommen, manchmal ist sogar noch ein Taschengeld für die ehrenamtliche Tätigkeit (unter dem Begriff Übungsleiterpauschale bekannt) vorgesehen. Passen Ihre freien Zeiten, Ihre Interessen und Lebenserfahrungen mit den Bedürfnissen einer Familie zusammen, werden Sie einander vorgestellt. Sie haben Zeit, sich ganz unbefangen kennen zu lernen. Sie müssen sich gar nicht miteinander besprechen, ob Sie weiter in Kontakt bleiben wollen, das dürfen Sie alles über die Institution regeln. Selbst dann, wenn Sie sich mit der Familie gar nicht grün sind, müssen Sie das in der Regel der Familie nicht selbst sagen. Sie vereinbaren einfach kein weiteres Treffen und lassen die Organisation wissen, dass Sie weiterhin auf der Suche sind. Das gilt für die Familie ganz genauso. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn es nicht beim ersten Versuch klappt: Gut Ding braucht Weile. Immerhin sollen beide Seiten von der Beziehung profitieren.
Die rechtlichen Implikationen
In der Regel wird erwartet, dass angehende Leihgroßeltern körperlich und geistig der Aufgabe gewachsen sind. Ein Gesundheitszeugnis muss nicht vorgelegt werden, aber es kann zu einer umfassenden ärztlichen Untersuchung geraten werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn vielleicht auch die Möglichkeit besteht, mit den künftigen Leihenkeln Sport zu treiben. Gerade im Umgang mit kleineren Kindern ist ein umfassender Impfschutz empfehlenswert. Eine Haftpflichtversicherung für Privatpersonen sollte vorhanden sein, und viele Organisationen versichern ihre Senioren und Seniorinnen auch gegen Unfälle und haben einen speziell auf die Leihgroßelternschaft angepassten Haftpflichtschutz. Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu beachten. Da das Verhältnis zwischen Familie und Großeltern eine recht individuelle und intime Sache ist, werden Vereinbarungen wie Fahrten in privaten Kraftfahrzeugen, das Organisieren von Bastel- und Spielmaterial, Verköstigung und dergleichen eigentlich immer privat geregelt. Schriftliche Verträge bestehen, wenn überhaupt, zwischen der vermittelnden Organisation und den Familien beziehungsweise zwischen der Organisation und den Leihgroßeltern, niemals zwischen den den Familien und den Großeltern.
Fachwissen zum "Ratgeber für Großeltern" bereitgestellt durch www.schultaschen-ratgeber.info
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