Ob betriebsbedingte Kündigung, längere Krankheit, Umzug oder auch der Wunsch nach einer neuen beruflichen Herausforderung – es gibt zahlreiche Gründe, die einen Wechsel des Arbeitgebers notwendig machen können. Nicht zuletzt auch aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland finden sich mittlerweile immer häufiger auch ältere Menschen unter den Bewerbern. Leider hat die Generation 50+ dabei immer wieder mit diversen Vorurteilen und Problemen zu kämpfen, was die Bewerbung zu einer echten Herausforderung machen kann. Aber warum ist das eigentlich so und welche Möglichkeiten gibt es, um sich effektiv gegen Altersdiskriminierung im Berufsleben zu schützen?
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Wer sich heutzutage auf dem Arbeitsmarkt umsieht, wird schnell feststellen, dass die Anforderungen vieler Unternehmen relativ gleich klingen: Die Bewerber müssen jung und belastbar sein, Überstunden locker wegstecken und sich mit den neusten Trends und Technologien auskennen. Daher verwundert es auch nur wenig, dass viele ältere Bewerber einem beruflichen Wechsel wenig Chancen einräumen. Wer sich jedoch selbstbewusst präsentiert, den Fokus auf die Fachkompetenz und praktische Berufserfahrung legt, muss sich keineswegs hinter den Millenials verstecken.
Die Bewerbungsunterlagen: Was müssen Best Ager beachten?
Formell unterscheiden sich die Bewerbungsunterlagen nicht von denen eines jüngeren Bewerbers: ein ansprechendes Anschreiben gefolgt von einem Deckblatt, dem Lebenslauf und den Zeugnissen und Zertifikaten wird bestenfalls als PDF per Mail verschickt (außer es wird explizit als physische Bewerbungsmappe gewünscht). Dank zahlreichen Online Diensten, die Vorlagen für den Lebenslauf in verschiedenen Designs oder bereits vorgefertigte Anschreiben anbieten, ist die Erstellung von optisch ansprechenden Bewerbungsunterlagen rein technisch mittlerweile so einfach wie nie zuvor. Inhaltlich gibt es dennoch einiges zu beachten.
Anschreiben
Im Anschreiben kann man nicht nur seine Stärken und seine Motivation hervorheben, sondern auch mit Vorurteilen aufräumen. Auch wenn man es nicht übertreiben sollte, hilft es hier kurz aber glaubhaft auf seine Belastbarkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft einzugehen. Dabei sollte man jedoch auf keinen Fall in einen rechtfertigenden Ton verfallen und Sätze mit „Trotz meines Alters…“ beginnen. Der Bezug zur Stellenbeschreibung sollte dabei aber immer erkennbar sein.
Lebenslauf
Der Lebenslauf sollte so aufgebaut sein, dass die aktuellste Position ganz oben zu finden ist. In diesem Fall spricht man vom antichronologischen Aufbau. Zudem darf die aktuellste Stellenbeschreibung gerne etwas ausführlicher ausfallen. Hier kann man den konkreten Tätigkeitsbereich nennen und seine wichtigsten den Aufgaben umreißen.
Auch wenn man bereits bei vielen verschiedenen Unternehmen beschäftigt war, zahlreiche unterschiedliche Tätigkeiten ausgeführt und Positionen bekleidet hat, sollte der Lebenslauf nicht mehr als zwei DIN A4-Seiten umfassen. Nur in Ausnahmefällen sollte man mehr als zwei Seiten benötigen, beispielsweise wenn man sich in der Forschung oder im akademischen Bereich bewirbt und eine Reihe an Veröffentlichungen vorzuweisen hat. Bei Tätigkeiten, die bereits viele Jahre zurückliegen und auch bei Teilzeit- oder Minijobs reicht es aus, die Dauer der Anstellung, den Namen des Arbeitgebers und die Berufsbezeichnung zu nennen.
Zeugnisse und Zertifikate
Die Arbeitszeugnisse der letzten relevanten Stellen, ebenso wie das Abschlusszeugnis des höchsten erreichten Bildungsabschlusses sollten immer beigelegt werden. Bei den Zertifikaten und Nachweisen über Fortbildungen muss man gegebenenfalls aussieben. Interessant sind nur aktuelle Nachweise und welche, die einen direkten Bezug zu der Stelle haben.
Selbstbewusst auftreten und die eigenen Stärken herausstellen
Gerade als Bewerber der älteren Generation kommt es vor allem auch auf die professionelle und menschliche Erfahrung und die damit verbundene Eigenpräsentation an. Zu den stärksten Argumenten gehört die langjährige berufliche Praxis, die für die meisten Arbeitgeber eine wichtige Rolle spielt. Zum anderen ist man mit 50+ auch im familiären Bereich deutlich flexibler, da die Familienplanung bereits abgeschlossen ist und Kinderbetreuung in der Regel auch kein großes Thema mehr ist. Darüber hinaus können ältere Bewerber oft zusätzlich zu hoher fachlicher Kompetenz auch ausgereifte Soft Skills vorweisen. Beides lässt sich gut anhand von Arbeitsproben oder Referenzschreiben ehemaliger Arbeitgeber belegen.
Das Gleichbehandlungsgesetz: Was tun bei Altersdiskriminierung?
Obwohl das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (kurz AGG) klar definiert, dass Menschen weder aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion und Weltanschauung, einer Behinderung oder eben wegen ihres Alters bei der Jobsuche benachteiligt werden dürfen, belegen Studien immer wieder eine gewisse Voreingenommenheit gegenüber älteren Arbeitnehmern.
Einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft, veröffentlicht in der Publikation „Altersbilder in deutschen Industrieunternehmen und Personalpolitik für ältere Beschäftigte“, kann man entnehmen, dass noch immer überraschend viele Entscheidungsträger Vorurteile gegenüber der Leistungsbereitschaft und -fähigkeit älterer Arbeitnehmer haben. Dabei wird die Schuld beim Arbeitnehmer selbst, aber auch zu einem großen Teil in der fehlenden Förderung durch den Arbeitgeber verortet. So stimmten über 35% der Befragten ganz oder teilweise zu, dass Ältere weniger motiviert wären, weil sie von Arbeitgeberseite „nicht mehr richtig gefördert“ würden.
Aber was kann man tun, wenn man beispielsweise schon während des Bewerbungsprozesses Opfer dieser Ungleichbehandlung wird? Diesen meist sehr steinigen Weg muss man immerhin nicht alleine beschreiten, da es neben zahlreichen spezialisierten Fachanwälten gleich mehrere Vereine und Organisationen gibt, die älteren Menschen dabei zur Seite stehen. Allen voran wäre hier die Antidiskriminierungsstelle des Bundes zu nennen, die Betroffenen kostenlose telefonische Beratung bietet und die Planung weiterer Schritte ermöglicht. Zum anderen bieten aber auch immer mehr gemeinnützige Vereine Hilfestellungen und persönliche Beratungen an, so zum Beispiel das Deutsche Institut für Menschenrechte und die Deutsche Seniorenliga. Abschließend muss man aber sagen, dass schlechte Erfahrungen zwar immer wieder vorkommen können, jedoch nicht der Regel entsprechen. Folglich sollte man nach der ein oder anderen Absage nicht den Mut verlieren, da es auch viele Arbeitgeber gibt, die das Alter und die damit verbundenen Kompetenzen wertschätzen.
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