Baufinanzierung ab 50: Gibt es noch Möglichkeiten?

Niedrige Bauzinsen sind nicht nur für junge Familien verlockend. In Kombination mit staatlichen Förderungen wie KfW-Krediten und Baukindergeld haben viele Haushalte in den letzten Jahren den Traum vom Eigenheim realisiert. Doch ist auch mit 50plus der Zug für einen Baukredit noch nicht abgefahren?
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©stevepb | Pixabay.com

Viele Betroffene haben noch im Kopf, dass ab dem 50. Lebensjahr Banken kein Geld mehr für solche Riesenprojekte vergeben. Ist diese Ansicht noch zu halten oder inzwischen überholt? Fakt ist, dass es ab 50 tatsächlich schwieriger werden kann, an Baugeld zu kommen. Dies bedeutet aber nicht, dass Banken auf den Antrag grundsätzlich mit Kopfschütteln reagieren.

Wo liegen die grundsätzlichen Probleme?

In der Generation 50+ liegen oft deutlich bessere Vermögensverhältnisse vor. Das Einkommen ist oft höher als das von jüngeren Erwerbstätigen in vergleichbarer Position. Und auch bei den Ersparnissen sieht es nicht selten so viel besser aus. 25 Jahre oder 30 Jahre mehr Zeit zum Ansparen, zahlen sich irgendwann einfach aus. Dass Banken bei der Generation 50+ trotzdem nicht unbedingt in einen Freudentaumel ausbrechen, hat einen Grund.

Denn der Weg zur Rente ist sehr viel kürzer als im Fall eines Antragstellers auf die Baufinanzierung mit Mitte 30. Dieser eigentlich triviale Zusammenhang führt zu einem großen Problem: Banken sind verpflichtet, die Darlehensvergabe so zu gestalten, dass innerhalb der normalen Lebenserwartung eine Rückzahlung möglich ist. 250.000 Euro Kredit mit einem Prozent tilgen – ab 50 wird dieses Szenario sportlich. Zudem sorgen strengere Richtlinien dafür, dass Vermögenswerte weniger stark berücksichtigt werden dürfen als Einkommen.

Als Herausforderung kommt hinzu, dass mit dem Renteneintritt im Regelfall auch die finanzielle Situation eine grundlegende Veränderung erfährt. Das verfügbare monatliche Einkommen schrumpft in vielen Haushalten. Und damit wird es schwieriger, einen Hauskredit zu tilgen, der mit dem Renteneintritt immer noch 150.000 Euro „auf der Uhr" stehen hat. Die Banken schauen deshalb genau auf die sogenannte Kapitaldienstfähigkeit, also die Fähigkeit, die monatliche Rate auch mit der Rente nach Abzug aller Kosten abzahlen zu können. Dabei spielt auch die statistische Lebenserwartung eine Rolle.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Ab Erreichen des 50. Lebensjahres wird es nicht unmöglich, eine Baufinanzierung zu gestalten. Allerdings wird dieser Schritt aufgrund der Rahmenbedingungen sehr viel schwieriger. Senioren haben die Möglichkeit, mitunter einen recht flexiblen Finanzierungsrahmen auszuschöpfen – wenn sie alles richtig machen.
 
  • Hohe Eigenkapitalquote erreichen: Wer in den letzten Jahren viel gespart hat, kann den Traum vom Eigenheim eventuell auch mit 50+ noch wahr werden lassen. Jeder Euro, welcher in das Eigenkapital fließen kann, erhöht die Chance darauf, dass es mit dem Eigenheim klappt. Sparguthaben, ein prall gefülltes Festgeldkonto oder Fonds-Sparpläne sind Kapitalquellen, welche an dieser Stelle zum Einsatz kommen. Auch bestehende Bausparverträge lassen sich in das Konzept Baufinanzierung einflechten.
  • Vermögen beleihen: Vermögen ist nicht nur das Guthaben auf dem Bankkonto. Auch Forderungen fallen in diese Rubrik – und können bei der Finanzierung helfen. Ganz konkret geht es um Versicherungen. Kapitalbildende Lebensversicherungen sind ein solches Beispiel. Über 50 ist die Versicherung meist schon in erheblichem Umfang angespart. Und kann das Zünglein an der Waage sein, wenn es um den Antrag zur Baufinanzierung geht.
  • Tilgung hoch ansetzen: Junge Eltern haben einen anderen Spielraum als die Generation 50+ bei der Tilgung für ihr Darlehen. Einfache Mathematik reicht meist, um diese Tatsache zu erkennen. Bei zwei Prozent Tilgung im Jahr braucht es ohne Berücksichtigung der Verschiebung innerhalb der Rate 50 Jahre, um ein Darlehen abzuzahlen. Für ältere Antragsteller sollte ein Tilgungssatz von fünf Prozent wenigstens darstellbar sein. Und selbst dann braucht es laut diesem Baufinanzierungsrechner noch 20 Jahre bis zur Volltilgung.
  • Förderungen in Anspruch nehmen: Seitens der KfW oder dem BAFA werden seit Jahren umfangreiche Förderungen im Immobiliensegment angeboten. Diese richten sich auch an private Eigentümer. Gerade die Fördermöglichkeiten mit einem Tilgungszuschuss können sich als flexibles Instrument in der Realisierung der Baufinanzierung erweisen.
  • Mehrere Kreditnehmer: Es muss nicht unbedingt das Einfamilienhaus sein. Eltern können beispielsweise mit ihren Kindern zusammen ins Mehrgenerationenhaus ziehen. Durch die auf mehrere Schultern verteilte Verantwortung sind Banken mitunter eher bereit, das Darlehen zu vergeben.
Der letztgenannte Punkt klingt stark nach einer Bürgschaft. Allerdings ist hier sehr intensiv darüber nachzudenken, ob ein solches Konstrukt wirklich sinnvoll ist. Für eine Baufinanzierung zu bürgen, bedeutet letztlich eine große Verantwortung. Wer diese seinen Kindern aufbürdet, legt mitunter den Grundstein für ein massives Schuldenproblem. Von vorschnellen Entscheidungen sollte man deshalb absehen. Neben den genannten Optionen kann noch eine Alternative in Frage kommen – das Beleihen einer bereits bestehenden und unbelasteten Immobilie. Ob dieser Schritt sinnvoll ist oder mehr Risiken birgt, hängt vom Einzelfall ab. Unter Umständen ist auch deren Verkauf in Erwägung zu ziehen.

Baukredit 50plus: Flexibel bleiben

Die Suche nach einer passenden Finanzierung ist letztlich nur die eine Seite der Medaille. Zeichnet sich ab, dass das Projekt tatsächlich realisiert werden kann, muss auch die flexible Gestaltung der Rahmenbedingungen eine Rolle spielen. Es geht darum, sich in der Rückzahlung so viel Spielraum wie möglich offen zu halten.

Besonders wichtig wird in diesem Zusammenhang die Sondertilgung. Hiermit kann Geld in den Schuldendienst auch außerhalb des vertraglichen Ratenplans investiert werden. Die Höhe dieser Sonderkondition variiert oft von Bank zu Bank, liegt aber selten über fünf Prozent. Wichtig ist, eine solche Möglichkeit konsequent auszunutzen. Tipp: Leben im Haushalt immer noch Kinder unter 18, kann Baukindergeld einen entsprechenden finanziellen Spielraum eröffnen. 

Fazit: Baugeld mit 50plus – schwierig, aber nicht unmöglich

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Mit 50 noch ins Eigenheim umziehen – lange wurde von so einem Projekt eher abgeraten. Zu kurz ist das Zeitfenster, um einen Baukredit noch tilgen zu können. Vor dem Hintergrund niedriger Zinsen überlegen auch ältere Haushalte, diesen Schritt noch in Angriff zu nehmen. Gerade die oft bessere finanzielle Situation spricht dafür. Auf der anderen Seite bleibt die Baufinanzierung unter diesen Vorzeichen eine Herausforderung. Wer alles richtig macht und das Vorhaben von Anfang an plant, kann trotz allem auch mit 50plus noch zum zufriedenen Eigenheimbesitzer werden.

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