Sein Herr und Sklavenbesitzer Xanthos (so erzählt man) schickte den besonders aufgeweckten Äsop eines Tages zum Markt, um etwas "besonders Gutes" zu kaufen, um ein schmackhaftes Menu für den Abend zu bereiten - denn  Xanthos erwartete am Abend tolle Gäste.

So ging Äsop zum Markt und kaufte nur eine Tierzunge. Zuhause bereitete er die Zunge mit verschiedenen wunderbaren Gewürzen. Die Gäste von Xanthos waren am Abend regelrecht begeistert und lobten das Essen.
Nachdem sie weg waren, fragte ihn Xanthos, warum er ausgerechnet Zunge gewählt und bereitet hätte. Äsop meinte: Weil die Zunge das Fundament der Philosophie, des Wissens, der Wahrheit, der Intelligenz und des Scharfsinns ist. Wir erziehen mit der Zunge, kommunizieren mit der Zunge, bauen dank der Zunge Städte, Zivilisationen, etc.
"Was könnte besser sein, als die Zunge?" fragte Äsop rhetorisch.

Ein paar Tage später sagte Xanthos, dass er am Abend andere Gäste erwartet, die er nicht besonders mag, So soll Äsop etwas am Markt aussuchen, was nicht besonders gut schmeckt, damit Xanthos seinen Gästen seine Haltung "protokolarisch" klar zeigt.

Äsop besorgte am Markt das von Xanthos gewünschte - und es war... Zunge!

Am Abend bereitete er die Zunge so, dass sie den Gästen gar nicht geschmeckt hat.
Als seine Gäste nun nach Hause gingen, fragte Xanthos seinen schlauen Sklaven, warum er wieder Zunge ausgewählt hatte. Äsop meinte von der Frage (angeblich) überrascht:

"Weil die Zunge das Abscheulischte ist, das es gibt; weil die Zunge Freunde trennt und Verleumdung verbreitet, weil sie sogar Kriege entstehen lassen kann", etc.




Quelle: Äsop-Roman/ von mir bearbeitet, bzw. verkürzt
Bild: Wikipedia/ Äsop, Gemälde von Velázquez (1640)